Ethik allgemein

Auf welchen Werten gründen wir unser Dasein? Für welche Werte lohnt es sich, sich einzusetzen? Decken sich die gesellschaftlichen Normen mit unseren Werten? Hat unser Alltagshandeln noch einen Bezug zu unseren Werten? Wertorientierung ist die Grundlage für das Handeln nach Prinzipien. Was sind unsere Prinzipien des Handelns?  So mancher versucht aus dem Rang der Objektivität heraus gesellschaftliches Handeln zu bestimmen und andere ins Unrecht zu setzen. Nicht selten wird die Gewohnheit zur Norm.

Nicht immer ist die gewohnte Konvention des Handelns die richtige Antwort auf brennende Fragen menschlichen Zusammenlebens und Unternehmens

Was bedeutet in diesem Zusammenhang Ethik oder ethische Grundhaltung?

Lassen Sie sich einladen, über sachliche Information ihre eigene Wertehaltung zu reflektieren.

Begriffsklärung - Ethik

Moral, Werte, Respekt von Mensch und Natur, ganzheitliche Weltsicht, Verantwortung, Überzeugungen, soziale und menschliche Werte, Umgangsformen, Nachhaltigkeit, Rücksicht, Offenheit, Ehrlichkeit, Orientierungshilfe. Ethik ist ein moralisches Wertesystem, mit dem Prinzipien, Werte und Normen aufgestellt werden, die alle Akteure integrieren müssen. Ethisches Handeln ist ein bewusstes Verhalten, das die Normen respektiert und wertvolle Ziele anstrebt.

Ethik ist die methodisch-kritische Reflexion des menschlichen Handelns, sofern dieses nach gut und böse unterschieden und beurteilt wird. Ethik basiert auf einer Pluralität verschiedener ethischer Theorien und Grundhaltungen.  Ethik beschäftigt sich z. B. mit der Frage, wie sich moralische Regeln bzw. Prinzipien des Handelns begründen lassen.

Die Unterscheidung von Sein und Sollen ist Ausgangspunkt jeder Ethik.

Eine Ethik brauchen wir, weil das Zusammenleben mit Anderen, wenn es nicht bloß auf physischer Übermacht und Gewalt beruhen soll, einer Regelung bedarf, deren Geltung einsichtsfähig ist und weil die soziale Gestaltung des menschlichen Lebens erfordert, das, was ist, von dem unterscheiden zu können, was sein soll, aber nicht ist. Es geht also um die Unterscheidung zwischen den Tatsachen und den Ideen und Idealen, die in der Regel nicht kongruent sind. Ethik gibt keine praktischen Anweisungen, wie wir uns in bestimmten Situationen verhalten sollen, sondern sucht nach allgemeinen Prinzipien des Handelns. Ethik ist keine Anleitung für die praktische Anwendung. Ethik hat, im Hinblick auf die Realität des Sittlichen, zwei Dimensionen des Praktischen zu unterscheiden. Diese betreffen den Selbstbezug der sittlichen Person („Persönlichkeitsbildung“) und zum anderen die Anwendung von Handlungsprinzipien. Ethik unterliegt der Anforderung, Theorie und Praxis zu vermitteln.  Ethik ist nicht eine Dogmatik, die bestimmte Lehrsätze (Handlungsdirektiven) als verbindlich vorgibt, sondern Kritik der Begründung von Sollgeltungsansprüchen. Ethik ist nicht auf bestimmte Inhalte fixiert, sondern Reflexion der Form, in der diese Inhalte vertreten werden.

Ein begründungsfähiges, moralisches Handeln setzt voraus, dass der Handelnde unterscheiden kann zwischen seinem Eigeninteresse und dem Interesse Anderer bzw. dem Interesse der Allgemeinheit. Ethik ist an die Idee der Objektivität gebunden, nicht ein Rechtfertigungsunternehmen für subjektiv-willkürliche Präferenzen.

Ethische Reflexion unterscheidet Konkretes (die Anforderungen der jeweiligen Situation) und Allgemeines (Kriterien oder Prinzipien, die in allen Situationen (gleichen Typs) anwendbar sind); sie unterscheidet Inhalt (was soll ich tun?) und Form (wie kann ich vorgehen, um das Gesolltsein einer Norm zu begründen? Wie kann ich ein Gesolltes verwirklichen?); sie fordert, über das (partikulare) Eigeninteresse hinaus zu gehen, um einen objektiven, unparteiischen Standpunkt zur Beurteilung moralischer Konflikte zu suchen; sie problematisiert das Verhältnis von Praxis (Lebensvollzug) und Theorie (Reflexion).

Maxime

Eine Maxime ist eine Leitlinie (Regel) des Handelns, zu deren Befolgung sich ein Handelnder entschließt. (= subjektiver Vorsatz zur Gestaltung des eigenen sittlichen Lebens).

Tugend

„Tugend“ ist,  ein Vermögen vorzüglich gebrauchen können; die erworbene sittliche Haltung einer Person; „verinnerlichte“ Ideale, die als beständige Charaktermerkmale einer Person in Erscheinung treten und den Habitus ihres Verhaltens bestimmen.

Güter

Güter sind Dinge, die Wertcharakter haben; Dinge, in denen Werte realisiert sind. Güter können im Hinblick auf die von ihnen zum Ausdruck gebrachten Werte heterogen sein.

Moral

Die tatsächlich gelebte sittliche Überzeugung einer Gruppe, Gesellschaft, Epoche nennt man Ethos oder Moral. Sie enthält alle geschichtlich überlieferten und sozial anerkannten Verhaltensregeln. Was wir tun sollen, weil es moralisch richtig ist, es zu tun, ist oft nicht das, was wir tun wollen, weil es von dem abweicht, was in unserem egoistischen Interesse liegt.

Richtige Einsicht, richtige Erkenntnis führt aber noch nicht automatisch zu richtigem Handeln. Denken ist nicht unmittelbar handlungswirksam, Weil das so ist, gibt es das Problem der Moral und der Motivation zur moralischen Handlung.

Moralisches Urteil

Moralische Urteile nehmen Bezug auf anerkannte Normen. Sie sind darüber hinaus stets Werturteile. Sie nehmen Stellung hinsichtlich eines fraglichen sittlichen Phänomens und den darin zum Ausdruck kommenden involvierten Werten bzw. Werthaltungen.

Moralisch Handeln

Warum handeln Menschen (unter bestimmten Umständen) tatsächlich moralisch richtig?  Wie kann begründet werden, dass Menschen (im allgemeinen: unter allen Umständen) moralisch richtig handeln sollen?

Man beruft sich auf metaphysische Gegebenheiten, von denen eine moralische Verbindlichkeit ausgeht (z. B. Gott, objektive Werte wir sollen moralisch handeln (bzw. sein), weil x (Gott, objektive Werte usw.) es fordert.

Wir sollen moralisch handeln (bzw. sein), weil es im besten Interesse aller ist, dem Interesse aller Individuen entspricht. Die Einschränkungen des eigenen Handelns, welche ich infolge moralischen Handelns in Kauf nehme, „rechnen“ sich insofern, als ich dafür eine Existenz in sozialer Sicherheit führen kann; weil ich, wenn ich so handle, darauf bauen kann, dass alle anderen auch so handeln werden: dass sie auch ihre eigennützigen Interessen zurückstellen werden (Verlässlichkeit, Vorhersagbarkeit meiner Handlungen und der Handlungen Anderer).  Wir sollen moralisch handeln (bzw. sein), weil das objektiv vernünftig ist, d. h. weil es unserer Natur gemäß ist, sofern wir vernunftfähige Wesen sind. Es liegt in unserer Natur, nicht nur egoistischen Interessen nachzugehen, sondern auch in der Lage zu sein, einen unparteiischen Standpunkt einzunehmen. Wir handeln (bzw. sind) immer schon moralisch, sofern wir nicht-instrumentelle Beziehungen zu anderen Menschen unterhalten. Wer fähig ist, Zuneigung und Mitgefühl mit Anderen zu empfinden, ist in einem minimalen, aber grundlegenden Sinn motiviert, moralisch zu handeln.

Moralisches Prinzip

Unter einem „moralischen Prinzip“ verstehen wir eine verallgemeinerungsfähige Handlungsmaxime (allgemeingültige Regel; Grundsatz; Gesetzmäßigkeit oder Idee, die einer Sache zugrunde liegt).

Moralischer Standpunkt

Wir sind in der Lage, von einem auf unser Eigeninteresse fixierten Handeln abzugehen zugunsten einer Betrachtungsweise, welche die Interessen Anderer – idealer Weise: die Interessen aller Anderen – berücksichtigt.

Wir können den moralischen Standpunkt einnehmen, ohne uns vollkommen auf das theoretische Ideal einer umfassenden, die Menschheit betreffenden oder im strengen Sinn universalen Perspektive zu verpflichten. Zumindest in einer rudimentären Form ist der moralische Standpunkt immer schon realisiert, wo Menschen zusammen leben und interagieren.

Die Idee des moralischen Standpunktes schließt die Annahme der Austauschbarkeit und Anonymität der moralisch Urteilenden ein.  Der moralische Standpunkt ist insofern grundlegend für unser sittliches Verhalten, als wir nur dann, wenn wir diesen Standpunkt einnehmen, beanspruchen können, dass Andere unserem moralischen Urteil zustimmen. Gleichzeitig muss der moralische Standpunkt soweit verallgemeinerbar sein, dass die moralisch Urteilenden austauschbar sind. Dabei geht dem Urteil die Wahrnehmung sittlicher Phänomene voraus.

Im Hinblick auf die Wahrnehmung sittlicher Phänomene bzw. ethischer Situationen kann der moralische Standpunkt nicht als personunabhängig bzw. personindifferent verstanden werden. Vielmehr ist das Moment der überindividuellen Verbindlichkeit, das in der Idee des moralischen Standpunktes gedacht wird, hier gerade umgekehrt an sittliche Exzellenz, d. h. an die differenzierte Wahrnehmungsfähigkeit einzelner Personen gebunden.

Die ethische Begründung einer bestimmten Handlung ist zu unterscheiden von der ethischen Begründung des moralischen Standpunktes.  Die ethische Begründung einer bestimmten Handlung ist zu unterscheiden von der ethischen Begründung der Motivation in bestimmter Weise zu handeln.

Die streng allgemeingültige, uneingeschränkte Geltung des moralischen Urteils erfordert, dass der Bezug zum jeweils urteilenden Subjekt insofern irrelevant ist, als dieses Subjekt im Hinblick auf den Geltungsanspruch des Urteils austauschbar (und in diesem Sinn anonym) ist.

Die Individualität der handelnden Person ist nicht eliminierbar (neutralisierbar), da es von der jeweiligen Ausprägung der sittlichen Unterscheidungsfähigkeit abhängt, welche sittlichen Phänomene überhaupt in welcher Differenziertheit erfasst werden. In diesem Zusammenhang bedeutet „Objektivität“ nicht Ausschluss der Subjektivität. Objektivität beinhaltet hier vielmehr einen wesentlichen Subjektbezug. Der moralische Standpunkt, sofern dieser die spezifisch praktischen Modi der Wahrnehmungs- und Urteilsbildung umfasst, kann nicht als eine im strengen (absoluten) Sinn unbeteiligte Beobachterposition verstanden werden. Objektivität muss deshalb den Subjektbezug mit einschließen.  Der Zweck von Wahrheit ist es, menschliches Verhalten zu regulieren. Objektiv sein wollen, bedeutet, unabhängig von individuellen Meinungen und Überzeugungen zu einer Haltung finden zu wollen. Aber wir können höchstens annähernd eine neutrale Auffassung von Werten/Haltungen erreichen. Sie bleibt immer unvollständig, weil unsere Weltperspektive sehr komplex ist und immer auch eine subjektive Komponente aufweist.

Der objektive Standpunkt koexistiert mit dem subjektiven Standpunkt.  Die subjektive Sichtweise sollte sich in der Regel an der objektiv als richtig erkannten Grundhaltung orientieren. Geht es darum, was wir in einer bestimmten Situation selbst tun sollen, so dürfen wir im Zusammenhang mit unserem eigenen Handeln nicht zu einem anderen Ergebnis gelangen, als zu dem, welches sich uns nahe legen würde, wenn wir uns in objektiver Einstellung fragten, was eine ‚solche’ Person tun soll.

Die Integration der subjektiven und der objektiven Perspektiven und die vollgültige Anerkennung der Tatsache, dass auch wir selbst nur irgendeine Person unter anderen sind, sind tatsächlich zwei ganz wesentliche Triebfedern der Ausbildung einer ethischen Position. Die objektive Einstellung ist jedoch nicht in jedem Fall zu verwirklichen, ohne das sittliche Phänomen, um dessen Erhellung es geht, zu zerstören (z. B. im Fall enger persönlicher Beziehungen).

Allgemeingültigkeit eines Urteils entsteht nicht durch Ausschaltung des Subjektbezugs, sondern gerade durch das Erfahren ursprünglicher Sozialität (Intersubjektivität). Das Geflecht aus eigenem Empfinden und Wollen und Eingebundensein in die unmittelbare Erfahrungsgemeinschaft, in der wir immer schon mit anderen in Verbindung stehen und alles Handeln und Fühlen Auswirkungen auf die anderen hat und umgekehrt, trägt zu Annäherungen mit Wahrheitsfindung bei. Einfühlung und imaginativ gesetzte Reziprozität subjektiver Perspektiven sind die erste Form des Allgemeinen. Allgemeinheit steht auf keiner Betrachtungsebene im Gegensatz zu Privatheit.

Ethische Erfahrung ist intersubjektive Erfahrung.

Werte

Vom Gesichtspunkt der handelnden Person betrachtet sind Werte subjektive Vorlieben. Positive Werte sind bestimmte Qualitäten (z. B. Liebe), die wir gerne verwirklicht sehen wollen. Negative Werte (z. B. Hass) sind Qualitäten, deren Verwirklichung es zu vermeiden gilt. Im soziokulturellen Entwicklungsprozess einer Gesellschaft werden unter Werten sich herausbildende, von der Mehrheit der Gesellschaftsmitglieder akzeptierte und internalisierte Vorstellungen über das Wünschenswerte verstanden.

Werte sind allgemeine und grundlegende Orientierungsmaßstäbe bei Handlungsalternativen und geben den Menschen Verhaltenssicherheit. Aus ihnen leiten sich Normen und Rollen ab, die das Alltagshandeln bestimmen. Die Gesamtheit der gesellschaftlichen Werte bildet das für die Integration und Stabilität einer Gesellschaft bedeutsame Wertesystem, das in modernen Gesellschaften durch Ausprägung von Subkulturen und schicht- bzw. klassenspezifischen Wertemustern stark differenziert ist. Grundwerte stehen an der Spitze der gesellschaftlichen Wertehierarchie, instrumentelle Werte sind untergeordnet und dienen der Verwirklichung von Werten mit höherem  Geltungsanspruch.

Wertevorstellungen

Wertevorstellungen sind die Grundlage für unser Handeln. Sie bilden eine Art Landkarte der Handlungsbereitschaften für den „Ernstfall“. Ohne Wertevorstellungen geht es nicht. Wir bilden mit anderen Menschen ähnlicher Wertevorstellungen vorläufige Inseln der Verständigung und losen Kooperation. Wenn sich Wertevorstellungen sehr stark unterscheiden, gehen wir uns lieber aus dem Weg. Unsere Wertevorstellungen bewegen sich in der Regel auf dem Boden unserer rechtlichen Grundordnung.

Normen

Sittliche Wesen sind wir nur insofern, als wir imstande sind, uns wertorientiert zu verhalten, Normen zu befolgen oder zu verletzen und nach Prinzipien zu handeln. „Normen“ sind Richtlinien, die ein Handeln unter Bezugnahme auf bestimmte Werte entweder gebieten (als sein sollend ausweisen) oder verbieten (als nicht sein sollend ausweisen).  Normen haben einen bestimmten Charakter, einen Sinn oder eine bestimmte Bedeutung. Es gibt Menschen, die für bestimmte Normen stehen. Die Normen richten sich auch oft an bestimmte Gruppen. Es gibt meist auch Ausnahmeregelungen. Außerdem wird festgehalten, in welcher Weise sanktioniert wird, wenn eine Norm nicht eingehalten wird.

„Ideale“ sind Zustände oder Verhaltensweisen, die wir als erstrebenswert betrachten.

Konventionen

Bezüglich des Inhalts, welcher Gegenstand der Regelung ist, kann zwischen moralischen Konventionen, d. h. Konventionen, die Ausdruck und Träger einer Moral sind, und moralisch indifferenten Konventionen unterschieden werden.

Die (Nicht-) Einhaltung von moralischen und moralisch indifferenten Konventionen ist ein Sachverhalt, der typischerweise moralische Bewertungen auf sich zieht.

Moralisch relevante Sachverhalte, die zum Inhalt konventioneller Handlungen werden („moralische Konvention“) wie ebenso moralische Bewertungen von Konventionen können niemals durch den Hinweis auf bestehende Konventionen begründet werden. Moral und Konvention betreffen verschiedene Dimensionen des menschlichen Handelns, die sich nicht notwendigerweise mit Bezug auf den Inhalt der jeweiligen Handlung, wohl aber mit Bezug auf die Stellungnahme zum Geltungsgrund der Handlung unterscheiden. Im Fall genuin moralischer Handlungen muss – wie immer rudimentär entwickelt – eine solche Stellungnahme vorliegen; im Fall konventioneller Handlungen fehlt sie.