Aktuelles

Leben im Prozess & Psychotherapie

Überlegungen, Sichtweisen, Perspektivenwechsel, sich wiederholende Fragen mit unterschiedlichen Gesichtspunkten zum Konzept „Leben im Prozess“

Für unsere gemeinschaftsbildenden Wir-Prozess-Gruppen und natürlich für uns selbst, - um unsere Arbeit verantwortlich eingebettet zu wissen -, in das Wissen vieler kulturellen und persönlichen Bewegungen von Menschen, die sich damit beschäftigt haben, haben wir uns mit dem Thema „Leben im Prozess“ fachübergreifend beschäftigt. Eine große Anregung war uns dabei Frau Anne Wilson Schaef.

Wir haben in indianische Kulturen hineingeschnuppert, uns mit Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens auseinandergesetzt, die mit Prozessen im psychodynamischen Sinne und im Lebensprozess-Sinne zu tun haben, die eigene Konzepte dazu entwickelt haben.

Wir haben viele Ähnlichkeiten, aber auch deutliche Unterschiede dabei herausgearbeitet. Es handelt sich um eine Art „lose Blattsammlung“ mit verschiedenen Zugängen zum immer gleichen Thema: Leben im Prozess.

Unser Wunsch ist es, dass Ihr Euch ein eigenes Bild macht, aus den verschiedenen Sichtweisen Eure eigenen Bilder und Vorstellungen auftauchen lasst und Eure eigenen Vorstellungen entwickelt.

Gleichzeitig wollen wir Euch Werkzeuge an die Hand geben, die es Euch ermöglichen, vergleichend und selbstoszilierend bzw. –reflektierend, Eure Erfahrungen auf einem ersten theoretischen Konzepthintergrund zu überprüfen, selbst fort zu entwickeln, Abstand dazu zu nehmen, für Euch selbst Resonanzfähiges herauszufiltern.

Im Grunde sind es lauter inhaltliche Fragmente, die wir euch zur Verfügung stellen, so dass Ihr im besten Fall, einem Puzzle ähnlich, daraus Euer eigenes passendes Bild, Eure eigene konzeptionelle Orientierungs- Handlungslandkarte aus dem eigenen intuitiven Raum aufsteigen lassen und schaffen könnt und so auch in eine eigene Verantwortlichkeit zu diesen Prozessen findet……….

Leben im Prozess als prozessuales, gegenwärtiges Sein

Die meisten von uns verbringen ihr Leben in geschlossenen, klimatischen Räumen. Das bedeutet, dass die Prozesse der Natur und der Wechsel der Jahreszeiten für viele von uns reine Abstraktionen geworden sind. Es ist notwendig, dass wir wieder zurück zu einem Bewusstsein für den Prozess unseres Lebens gelangen und daran teilnehmen, um die Fülle der Dimensionen von Wirklichkeit zu kennen und zu erfahren. Es ist allerdings keine leichte Aufgabe zu unserem intuitiven Wissen - darum, was ein Prozess ist, - zurückzukehren. Genau darum geht es mir aber, um das Leben und das Wissen um eine lebendige Spiritualität. Wir können die Bedeutung des Seins nicht kennen und keine Spiritualität erfahren, ohne ein Wissen um „den Prozess“. Ohne Inhalt und Prozess kann eine Gruppe nicht existieren. Letztlich ist der Inhalt vielleicht nur das Vehikel, das den Prozess in Gang setzt.

Wenn wir jedoch in einer Welt leben, die nur Inhalt kennt und nur an Inhalt glaubt, - an die materielle Welt, an statische Informationen -, dann haben wir uns, was das Leben dieses Lebens betrifft, in eine sehr ungünstige, schlimme Situation hineinmanövriert. Insofern gehen wir durch eine gesellschaftliche Krise hinsichtlich der Wahrnehmung von Wirklichkeit.

In meiner Wahrnehmung ist Prozess als Lebensqualität die eigentliche Essenz des Lebens. Es hat tatsächlich weitreichende Auswirkungen, wenn eine oder mehrere Generationen von Menschen keine Vorstellung von Prozess haben oder keine funktionierende Beziehung zu Prozess. Wir bewegen uns dann in eine zweidimensionale Welt hinein, die mehr und mehr einer virtuellen Realität ohne Tiefe und Bedeutung gleicht.

Wenn wir die Wahrnehmung für Prozesse, für das sich entfaltende Weiterentwickeln von allem, verlieren, verlieren wir unsere Identität, unsere Orientierung, unser Bewusstsein und unsere Bedeutung. Wir verlieren unseren Platz in einem sich entwickelnden Universum. Die existentielle Leere und Isolation, die wir fühlen, stehen in direktem Zusammenhang zu der Leere in uns, die wir selbst durch das fehlende Bewusstsein für Prozess geschaffen haben. Durch unsere Entfremdung von der Natur sehen wir die Natur als Gegenstand, als von uns abgetrennt. In unserer Anbetung des Materiellen fühlen wir uns deshalb frei, die natürlichen Ressourcen auszubeuten und aufzubrauchen.

Das Leben im Prozess anzunehmen und anzuerkennen, bedeutet, die Tatsache zu akzeptieren, dass wir Menschen (als Teil der Natur) ständig Veränderungen und Entwicklungen durchlaufen. Es geht darum, zu verstehen, dass Veränderung ein natürlicher Bestandteil unseres Seins ist und dass wir uns in einem kontinuierlichen Fluss befinden. Psychodynamische Prozesse beziehen sich auf die emotionalen, kognitiven und motivationsbezogenen Vorgänge, die unser Verhalten und unsere Erfahrungen beeinflussen.

Im Zusammenhang mit dem prozessualen Sein als menschliche Erfahrung gibt es verschiedene psychodynamische Prozesse, die eine Rolle spielen können:

  1. Identitätsentwicklung: Wir entwickeln uns im Laufe unseres Lebens und formen unsere Identität durch Erfahrungen, Beziehungen und das Erkunden unserer eigenen Persönlichkeit. Die Anerkennung des prozessualen Seins erfordert die Bereitschaft, unsere Identität als etwas Fließendes und Veränderliches zu verstehen.
  1. Emotionale Verarbeitung: Emotionen spielen eine wichtige Rolle in unserem prozessualen Sein. Wir erleben eine Vielzahl von Emotionen, die sich im Laufe der Zeit ändern können. Das Zulassen und die Anerkennung dieser emotionalen Veränderungen ermöglicht es uns, unsere Erfahrungen in einem prozessualen Kontext zu verstehen.
  1. Selbstreflexion und Bewusstsein: Die Fähigkeit zur Selbstreflexion und die Fähigkeit unsere Gedanken, Gefühle und Motivationen in unseren Bewusstseinsraum zu nehmen, ermöglicht es uns, unseren eigenen Prozess besser zu verstehen. Durch diese prozessuale Selbstreflexion können wir bewusster handeln und Entscheidungen treffen, die unseren Werten und Zielen entsprechen und uns ganz nebenbei geistig-spirituell weiterentwickeln.
  1. Anpassung und Resilienz: Das Leben im Prozess erfordert die Fähigkeit, sich Veränderungen anzupassen und ebenso mit Herausforderungen umzugehen. Resilienz ermöglicht es uns, Rückschläge und Schwierigkeiten zu überwinden und uns neuen Umständen anzupassen, anstatt uns von ihnen überwältigen zu lassen.

Prozessuales Sein als menschliche Erfahrung bedeutet, dass wir die Fähigkeit haben, uns anzupassen, zu wachsen und uns zu entwickeln. Es geht darum, die Vergänglichkeit und Veränderlichkeit des Lebens anzunehmen und den gegenwärtigen Moment zu schätzen, während wir uns gleichzeitig auf unsere zukünftigen Ziele und Träume ausrichten.

Die Erfahrung des prozessualen Seins erfordert eine Offenheit für Veränderungen, eine Bereitschaft, aus Fehlern zu lernen und sich weiterzuentwickeln, sowie die Fähigkeit, im Hier und Jetzt präsent zu sein. Es ist eine Einladung, das Leben in seiner dynamischen und sich entwickelnden Natur zu umarmen und mit Neugier und Akzeptanz auf die Herausforderungen und Möglichkeiten zu reagieren, die sich uns bieten.

WIR sind das WIR, das wir alle sind. Und wenn diese kollektive Präsenz aus der Tiefe ihres All-Bewusstseins zu sprechen beginnt, lädt sie uns alle,- jeden Einzelnen auch für sich -, in die Begegnung mit uns selbst ein. In dieser Tiefenprozessbegegnung erkunden WIR den Quell kreativer Schöpfung und ergründen das Geheimnis der kosmischen Kraft, die mit ihrer Melodie den Schwingungstanz allen Lebens begleitet.

Resonanz und Resonanzfähigkeit ist der Urgrund allen Seins. Alles beruht darauf, denn ohne Resonanz kein Austausch und ohne Austausch keine (Schwarm-) Intelligenz. Alles ist intelligent, weil das große WIR hinter uns und in uns intelligent ist. Mehr ahnend als wissend erspüren wir Menschen, dass sich die Natur in sehr praktisch-hilfreicher Weise, zutiefst verbunden mit allem, in den ihr eigenen Kommunikations- oder besser Lebensprozessen beständig austauscht. Wir sind allerdings nur zu einem Bruchteil in der Lage, die Intelligenz wahrzunehmen, die hinter allen uns sichtbaren Dingen waltet. Als Intelligenz ist nicht ein fester, bestehender Zustand bezeichnet, sondern die intelligente, fortdauernde, aufeinander reagierende Resonanzbewegung mit ihrem Erfahrungswissen.

Von der kleinsten Zellstruktur bis zum kosmischen Gitternetz wirkt ein intelligentes System, das so verschaltet ist, dass sich alle seine „Subsysteme“ in der Weise untereinander verändern, dass sie sich zueinander stimmig verhalten und alles ineinandergreift. Ähnlich einem vielschichtigen Mobile im Großen, führt jede Veränderungsbewegung zu Austarierungsbewegungen im Ganzen. Dies ist nur deshalb möglich, weil alles mit allem in Resonanz ist, die alles mit allem verbindet.

Wir sind diese unermesslich große Intelligenz, die Universen miteinander verschaltet, und gleichzeitig sind WIR die kleinsten intelligenztragenden Energiewesenheiten. WIR sind im Großen wie im Kleinen und verhalten UNS auf der mikrokosmischen Ebene exakt so wie auf der makrokosmischen Ebene. Im WIR bauen wir zueinander eine intensive Empfindungsbindung auf über die dann Stück für Stück Schöpfungserkenntnisse in unseren Geist gelegt werden. Die Beschreibung von Leben im Prozess differenziert uns Menschen immer weiter aus und das Leben bedankt sich selbst dafür bei uns. Denn durch die Versprachlichungsfähigkeit unsererseits kommt Licht in die Schöpfungsprozesse unseres Großen Geistes.

Intelligentes Verhalten entstammt aus einer inneren Klang- und Resonanzfähigkeit, die alles mit allem verbindet, das zueinander gehört. Da alles mit allem verbunden ist, gehört alles auch zu uns und erst durch das ganzheitliche Miteinander Schwingen und Resonieren mit allen lebendigen Intelligenzformen werden wir selbst im tieferen Sinne „intelligenter“ gemacht und damit ganzheitlich wissender, bezogener, einschließender…….

Pflegt Ihr Euren Kontakt mit dem Leben im Prozess. Durch eure Tiefenprozesse, durch die Ihr geht, werdet Ihr mit intuitiver Intelligenz, als ein tätiges Bewusstsein, beschenkt, die alles maschinelle Wissen in den Schatten stellt. Durch uns kann sich unser Geist in den kosmischen „Großrechner“ einklinken, in dem alle Schöpfungsvorgänge gleichzeitig in gegenwärtiger Präsenz räumlich anwesend sind. Die zeitlose „Arbeitsweise“ dieses kosmischen Großrechners, der mit den UNSRIGEN Algorithmen läuft, ist keineswegs fremd, da in euch eine gleichartige, prozesshafte Arbeitsweise in intuitiver Gewissheit ununterbrochen am Schalten und Walten ist, auch wenn ihr euch dessen nicht immer bewusst und gewahr seid. Ihr steht in ständiger Resonanzverbindung mit allen euch umgebenden Lebensformen eurer und euch umgebenden Dimensionen, denn ohne diese Verbindung könntet ihr schlichtweg nicht am Leben sein. Ihr seid also immer in Bewegung und immer im Austausch. Leben ist ein Tätigsein und kein Zustand, den man erhalten kann.

Bei einem Fischschwarm können wir unmittelbar beobachten, es ist die innere Resonanz- und Kommunikationsfähigkeit, die es ermöglicht und erlaubt, dass jeder Fisch gleichzeitig sich zeitgleich im Einklang mit seiner ihm übergeordneten Schwarmintelligenz bewegt.

Wir sind die Fische, die erst nachgrübeln, abwägen und abwarten oder gar beharren, um zu prüfen, ob die intuitive Führung unserer Schwarmintelligenz für uns überhaupt das Richtige ist, oder ob wir nicht doch besser unseren eigenen Weg schwimmen sollten, unter Ausschluss der vielen Faktoren und lebendigen Gegebenheiten, die sich ja auch alle mit uns bei unseren Bewegungen berücksichtigt sehen und erfahren möchten. Im schlimmsten Fall isolieren wir uns immer mehr, kommen immer mehr unter Druck und spüren fast eine Art Zwang, uns wieder in die Weiten des Schöpfungsmeeres zu heben. Um dort mitzuschwimmen.

Das Aufatmen und Wegatmen aller Belastungen ist gewiss, wenn unser Atem in dem Rhythmus der universellen Intelligenz aufgeht und dort mitschwingt und klingt. Wir entscheiden, ob wir Teil des Atems des Lebens sind, Teil des Pulses des Kosmos und mitschwingen im rhythmischen Einklang mit der universell gespielten Melodie.

Unsere Aufgabe ist, zum Ton der kosmischen Sinfonie zu werden, indem wir uns hellhörig dafür machen, lernen, wie alles um uns herum in der ihr eigenen Wesenheit klingt und schwingt. Nehmen wir wahr, kommen wir in Resonanz mit der kosmischen Sinfonie, so trifft euer Ton, eure Wesensschwingung, in einzigartiger Momenterfahrung exakt den Ton, der in die kosmische Sinfonie hineinpasst.

Es sind unsere Töne, die mit dazu beitragen, die kosmische Sinfonie zur Vervollkommnung zu bringen. Finden wir da nicht hinein, bekommt jedes sich in der Schöpfungsganzheit erfahrende Wesen mit, dass dort wo unser Ton einsetzen müsste, etwas fehlt. Wie groß ist die Freude aller Wesen im Kosmos, wenn wir beginnen, uns wieder im kosmischen Rhythmus der Weltensinfonie zu bewegen. Unser innerer Lebensruf möchte, dass wir mit unserem Wesenston, unserer Individualität, den schöpferischen Zusammenklang vervollständigen. Groß ist die Freude aller Wesen im Kosmos, wenn uns das gelingt.

Keiner ist zu ersetzen, wobei unser Einsetzen, zur richtigen Zeit, mit der richtigen Schwingung, zur Grundlage hat, dass wir auf jede Feinstnuance der kosmischen Sinfonie lauschen. Der richtige Ton zur richtigen Zeit erfordert unsere wache, mitschwingende Resonanz mit allem, ja das volle Identifizieren und Aufgehen im inneren Hören aller gespielten Wesens-Klänge, aus denen sich ein Erfahrungsmoment zusammensetzt, um intuitiv, den aufgerufenen Wesensklang aufsteigen zu lassen und damit hörbar zu machen.

Wir sind spirituelle Wesen, die versuchen, menschlich zu sein, und nicht menschliche Wesen, die versuchen, spirituell zu sein.

Spiritualität ist jener Impuls in uns, der uns aufruft, über uns hinauszuwachsen. Es ist unsere Ganzheit, die uns mit Allem-was-ist verbindet. Spiritualität ist nicht von unserem Leben abgetrennt oder ein separater Bereich im Leben. Sie ist Leben. Alles Leben ist spirituell. Leben im Prozess entspricht vielen „neuen“ Entdeckungen der modernen Physik. Und wir entdecken, dass all diese „neuen“ Entdeckungen Teil der uralten Lehren der Urvölker und tief in unserem eigenen Prozess verankert sind.

Wie viel wir entbehren, wenn wir nicht um die Gegenwart des Unsichtbaren wissen“ (Nani, Kapuna, Hawai)

Vergiss nicht, dass nicht nur das Sichtbare wichtig ist. Manchmal ist es das Unsichtbare, das das Sichtbare lebenswert macht.“ (Manilla Maude Longan)

Leben im Prozess handelt vom spirituellen Erinnern. Leben im Prozess handelt vom Abstreifen alter, zerstörerischer Muster, Überzeugungen und Gewohnheiten. Wenn wir spirituell, körperlich, gefühlsmäßig und geistig völlig in Harmonie mit uns, mit anderen und dem Planeten leben, so leben wir im Prozess.

Leben im Prozess ist eine spirituelle Verpflichtung, mit seinem Leben eins zu sein.

Diese Spiritualität nimmt uns weder aus unserem Alltagsleben heraus, noch müssen wir uns darüber erheben. Wir tauchen viel mehr tiefer in das volle Leben ein und nehmen daran teil, während wir erleben, dass unsere wichtigste und ursprünglichste Beziehung immer und jederzeit unsere Verbindung mit dem gesamten Prozess ist.

Gott ist ein Prozess. Mein Prozess ist Gott. Gott ist mehr als mein Prozess.

Denn das Leben ist ein fortwährender Prozess des Lehrens und Lernens.

Wie viel Weisheit riskieren wir in einer Welt zu verlieren, die nichts vom Prozess weiß und keine Erfahrung mit Prozess hat?

Leben im Prozess ist also eine aktive Spiritualität, die sich aus unserem Wesen heraus entwickelt hat und eine Spiritualität zum Ausdruck bringt, die alles durchdringt. Leben im Prozess hat sich aus den gegenwärtigen Bedürfnissen des Menschen, heil zu werden, und den Anforderungen des modernen Lebens zu begegnen, entwickelt. Es reicht zugleich unendlich weit zurück zu einem tiefen, tiefen Wissen um das Spirituelle, das in der DNA unserer Ahnen angelegt wurde. Leben im Prozess ist spirituelles Leben, das nur durch eine volle Teilnahme am Leben möglich ist. Alles ist Prozess. Prozess ist alles. Spiritualität kann nicht vom Prozess des Ganzen abgetrennt werden.

Wir können alle möglichen Substanzen oder Prozesse benutzen, um unsere Gefühle auszuschalten, aber dadurch blockieren wir unseren direktesten Zugang zu unserem spirituellen Wissen. Wenn wir unsere Ganzheit aufspalten, spalten wir unsere Spiritualität.

Der Prozess meines Lebens, ist das, was wichtig ist. Der Inhalt ist interessant. Und es ist der Prozess, den wir ehren müssen.

Wir sind keine Sache. Wir sind keine Persönlichkeit. Wir mögen eine Persönlichkeit haben. Wenn wir uns selbst als Persönlichkeit sehen, stellen wir uns vor, wir seien eine statische, unbewegliche, nicht veränderbare Gegebenheit. Wir projizieren dann diese Einstellung auf andere und auf unsere Umwelt, um das Leben zu kontrollieren und statisch zu machen. An einem bestimmten Punkt unserer Evolution als menschliche Wesen entwickelten wir die Vorstellung, wir würden uns sicherer fühlen, wenn es uns gelänge, uns selbst und alles um uns herum, unveränderlich zu halten. Unglücklicherweise bewirkt der Versuch, uns selbst und unsere Welt statisch zu halten, das genaue Gegenteil. Wir werden dabei immer ängstlicher und unlebendiger.

Es ist eine Beleidigung für den Schöpfer, nicht der Mensch zu sein, der ich bin.

Gott gebe mir die Bereitschaft, mir zu erlauben, dass ich mich verändere.

Leben im Prozess bedeutet, dass jede Person und jeder Augenblick in sich einzigartig sind und gleichzeitig eingebettet in den gesamten Prozess des großen Ganzen.

Wir können die Bäume im Regenwald nie retten, wenn wir nicht erkennen, dass wir die Bäume im Regenwald sind.

Was wäre, wenn das, was wir Gott nennen, ebenfalls keine Sache, sondern ein Prozess ist,- ein Prozess an dem wir teilnehmen? Sind wir bereit für diese Erfahrung?

Durch Unterlassen aller Taten erreicht der Mensch nicht Tatfreiheit, noch findet er allein durch (Welt-)Entsagung die Vollkommenheit. Nein, nicht einen Augenblick vermag der Mensch ohne Tätigkeit zu sein, denn durch das Gesetz der Natur handelt er auch, wenn er nicht will; (Denn Gedanke ist Handlung in der Vorstellung).

Spiritualität ist Teilnahme.

Leben im Prozess kann nicht aus unserem Kopf oder aus dem Verstehen kommen. Es kann nur durch gelebtes Leben kommen.

Wir müssen so sehr im Einklang sein mit dem Gegenwärtigen, dass es unwichtig wird, etwas – irgendetwas – zu beweisen.

Verantwortung ist die Fähigkeit, gänzlich auf unser Leben einzugehen und an ihm teilzunehmen. Schuld ist unwichtig. Teilnahme ist die Tür zu Verantwortung. Verantwortung ist der Weg der Freiheit.

Leben im Prozess ist ein Weg des Heilens und des Lernens.

Heilung suchen, annehmen und durch sie hindurchgehen, so weit, wie es nötig ist.

Bereitschaft ist in diesem Zusammenhang wichtig. Wenn wir nicht bereit und willens sind, kann sich in unserem Leben nichts Positives ereignen. Wir müssen gewillt sein, alles dafür zu tun, um zu heilen.

Wir müssen gewillt sein, mutig in die Tiefen unseres inneren Selbst einzutauchen, bereit und offen zu lernen, was dort für uns da ist.

Ihr sollt die Wahrheit kennen und die Wahrheit wird euch frei machen (Jesus von Nazareth)

Vertrauen heißt, unsere Illusion von Kontrolle aufgeben.

Wenn wir wissen, dass wir ein Teil des Prozesses des gesamten Holomovements sind, können wir von allem und jedem lernen.

Wir gehen von der Annahme aus, alles Lernen müsse über die Sinne erfolgen und so frei wie möglich von Gefühlen sein. Wie Alex Pua, ein hawaiianischer Stammesältester sagt, können wir wahrscheinlich auch nicht unseren Sinnen trauen, die in direkter Verbindung zu unserem Gehirn stehen. Auch wenn unsere Emotionen verworren sein mögen, sind unsere Gefühle doch im Allgemeinen zuverlässiger als unser Denken. Und ehrlich gesagt, sind unsere Gefühle weniger anfällig für Verwirrung und Verdrehung als unser Denken. Unseren klarsten Zugang zum Lernen beginnen wir mit unserer Erfahrung und unserem Wissen zu erhalten. Oft tragen wir in unserem Körper ein Wissen und ein Gewahrsein, das wenig oder nichts zu tun hat, mit unserem Denken. Unser Tiefenprozess ist eine der Möglichkeiten, wie wir unseren denkenden Verstand umgehen und direkt zu unserem Wesenskern gelangen können – dorthin, wo alles wirkliche Lernen und Heilen stattfindet.

Wenn wir von unseren Erfahrungen und unserer Intuition ausgehen, ist unser Wissen in unserem Körper begründet. Wissen, das aus dem Körper kommt, ist die Sprache der Seele. Wir können die Sprache der Seele, unseres Seins und unserer Weisheit über unsere Tiefenprozesse und unser prozesshaftes Lernen wieder erlernen.

Wenn wir von abstrakten Vorstellungen ausgehen, entfremden wir uns von unserem Körper. Wenn wir jedoch unser Wissen, unseren Körper und unser Wesen passieren lassen, können wir es anschließend durch den Körper zum Gehirn bringen. Einer der Wege wie wir das, was wir gelernt haben „festhalten“ wollen, ist, es in Begriffe und in Sprache zu fassen., wobei wir uns gleichzeitig darüber im Klaren sind, dass alle Begriffe und jegliche Sprache nicht real sind und bestenfalls eine Annäherung an die Wirklichkeit darstellen. Das Problem liegt darin, dass – wenn wir von unserem Verstand ausgehen – diese Begriffe und die Sprache wenig oder überhaupt nichts mit unserer Erfahrung und unserer Intuition zu tun haben und uns oft wegführen von unserem inneren Wissen.

Leben im Prozess bedeutet vorwärtsschreiten, ohne zu denken.

Interpretationen sind dir größten Krisenherde unseres Denkens. Interpretationen sind nichts anderes als unbewiesene Hypothesen, die unser Gehirn erzeugt und die nicht durch unser inneres Wissen abgewogen sind. Sie gründen sich fast immer auf abstrakten Theorien und Konzepten, die mit realen Menschen in realen Situationen nichts zu tun haben. Wenn du im Kopf bist, bist du nicht mehr im Fluss. Interpretationen sind gewalttätig und zerstörerisch – wie gut gemeint sie auch sein mögen.

Bevor wir unser Denken zu rechtfertigen beginnen, und glauben, es würde zu Unrecht angeklagt, lassen Sie mich schnell sagen, dass Denken an sich nicht schlecht ist. Es ist ein Geschenk des Schöpfers und der Schöpfer produziert keinen Schund. Was uns Schwierigkeiten bereitet, ist, was wir mit unserem Denken anstellen und seine Folgen. Unsere wichtigsten Entscheidungen werden entdeckt, nicht getroffen. Die kleinen können wir treffen, und wir müssen geduldig auf die großen warten, bis wir sie entdecken.

Wenn wir uns von unserem Körper und göttlichen Geist entfremden und zu einem reinen Verstandesmenschen werden, beginnen bestimmte Verhaltensmuster aufzutauchen. Wir werden unehrlich, selbstzentriert, Ich-bezogen, materialistisch, unmoralisch, kontrollierend und dualistisch, wodurch unsere spirituelle Grundlage allmählich zerstört wird.

Ein Stammesältester sagte einmal: „Es ist nicht so, dass Technik an sich schlecht ist. Es besteht die Möglichkeit, dass sie für jeden und alles gut sein könnte. Leider haben die auf Technologie ausgerichteten Gesellschaften nicht jenen spirituellen Entwicklungsgrad erreicht, der zur Entwicklung einer Technologie notwendig ist, die in den Diensten des Spirituellen und des Schöpfers stünde.“

Spirituelle Entwicklung muss der Technologie vorausgehen. Die Technologie, die wir auf diesem Planeten haben, wurde größtenteils zur Kriegsführung und aus wirtschaftlichen Wettbewerbsgründen entwickelt und für den täglichen Gebrauch abgewandelt.

Zu Beginn unserer Heilung mögen wir den Eindruck haben, wir wären nur unsere Störung. Und wir müssen uns daran erinnern, dass unser Leben da ist und auf uns wartet. Indem wir unsere heilende Arbeit tun, werden wir kurze Augenblicke geistiger Gesundheit erleben. Wenn wir zum ersten Mal Klarheit und Einssein mit unserer Spiritualität erfahren, sind wir vielleicht zu Tode erschrocken, weil das so ungewohnt ist. Wenn wir jedoch in unserer Genesung voranschreiten, werden wir mehr und mehr Zeit in unserem Lebensprozess und weniger mit unserer zerstörerischen Persönlichkeit verbringen.

Wenn wir unsere heilende Arbeit fortführen, ändert sich unsere Weltsicht und ebenso unsere Lebensweise. Wir lernen im Einklang mit unserem spirituellen Selbst zu leben und machen die Erfahrung so zu leben, wie es unser Schöpfer für uns vorgesehen hat.

Da wir in einer Kultur leben, die eine zerstörerische Lebensweise fördert und sogar fordert, werden wir immer wieder eingeladen zurückzugehen. Was natürlich nicht heißt, dass wir die Einladung annehmen müssen.

Die Tatsache, dass Menschen bereit sind, sich zu etwas hin zu entwickeln, das sie nicht kennen und woran sie sich nicht mehr erinnern, ist eines der Wunder der Heilung! Ein weiteres Wunder ist, dass unser Lebensprozess da ist – was immer wir auch getan haben. Das tiefgreifende Wissen um diese Wunder kann uns helfen, wieder ein Gespür für das tiefe Mitgefühl gegenüber „Allem-was-ist“ zu bekommen.

Es besteht ein Unterschied zwischen dem Glauben an höhere Kräfte und dem Vertrauen in höhere Kräfte. Loslassen fühlt sich wie aufgeben an, ist aber etwas Grundverschiedenes.

Wir müssen beginnen den Wechsel von einer nicht-teilnehmenden zu einer teilnehmenden Weltsicht zu vollziehen und damit Verantwortung für unser Leben zu übernehmen und aktiver darin zu sein.

Es ist notwendig, den Lebensersatz, - das Befriedigen von Tertiärbedürfnissen – loszulassen, den wir benutzen, um unsere echten Wahrnehmungen auszuschalten und die Verbindung zu unserer Spiritualität zu kappen.

Wir dürfen uns daran erinnern, dass Heilen ein Prozess und kein Ereignis ist, und dass das Lernen, dem Prozess selbst zu vertrauen, ein wichtiges Lernen ist, ebenso wichtig, wie die eigentliche Heilung. In der Tat kann der Heilungsprozess der Weg sein, auf dem wir über unseren Lebensprozess lernen, so wie unser Lebensprozess heilend für uns ist.

Dysfunktion ist erlernt. Erlerntes kann wieder verlernt werden. Dysfunktion hält uns in automatisierten Verhaltensweisen unserer niederen Gehirnstrukturen gefangen.

Wir können besser handeln und besser sein.

Während wir aufwachsen und uns entwickeln, machen wir vielfältige Erfahrungen, die Einfluss auf uns haben. Einige dieser Erfahrungen wirken sich sehr traumatisch aus, andere nur leicht. Wenn wir diese Erfahrungen durchleben, verfügen wir oft nicht über die Fertigkeiten oder die Reife, um mit ihnen umgehen zu können. Diese Erinnerungen, Erfahrungen, Empfindungen und dieses Wissen sind in unserem Körper gespeichert und bereit, in unser Bewusstsein zu treten, wenn wir bereit sind, von ihnen zu genesen. Dies ist eines der Wunder der menschlichen Existenz. Wir speichern in unserem Körper alle Erlebnisse, von denen wir lernen können, ganz zu werden. Wenn ich über dieses Wunder nachdenke, bin ich von Ehrfurcht erfüllt. Alles, was uns geschieht oder was wir tun, ist unser persönliches Lernmaterial. Es ist sorgfältig auf unser Bedürfnis abgestimmt und hat genau die Form, die wir brauchen, um uns mit dem Wesentlichen unseres ganz persönlichen Lernens zu versehen. Wir scheinen außerdem in unserer DNA archaische Erinnerungen aufzubewahren, von denen wir möglicherweise genesen können.

Unser Körper und unser Wesen speichern diese Erfahrungen tief in uns, bis wir einen Grad von Bewusstheit und Reife erreicht haben, um das durchzuarbeiten, was wir für die Reise unserer Seele durcharbeiten müssen. Ich stelle mir vor, diese Tiefenprozesse blubbern in unserem Innern wie in einem großen Kessel. Immer wieder steigt eine Blase nach oben – wie bei den „Schlammtöpfen“ im US-amerikanischen Yellowstone-Nationalpark – und wir haben die Chance, uns auf jenen Tiefenprozess zu konzentrieren, in ihn einzutauchen, zu heilen und etwas zu lernen.

Wenn wir das Vertrauen aufbringen können, den an die Oberfläche kommenden Tiefenprozess zu respektieren und bereit sind, uns auf ihn einzulassen und mitzugehen, wo immer er uns hinführt, können wir von allem genesen.

Durch die liebende Weisheit unseres inneren Seins wird er sozusagen „aufbereitet“ und wir erhalten so viele neue Gelegenheiten, wie wir brauchen.

Seine Wirkmächtigkeit wird jedoch jedes Mal stärker auftreten, wenn er wieder an die Oberfläche kommt, um unsere Aufmerksamkeit zu wecken und zu bekommen.

Es ist unser innerstes Wesen, unser Schöpfer, der uns liebt und uns jede Gelegenheit gibt, zu heilen. Allein die Tatsache, dass sich der Tiefenprozess bemerkbar macht, ist ein Zeichen dafür, wie stark und aufmerksam wir geworden sind und dass wir alles haben, was wir brauchen, um damit umzugehen. Wenn wir es nicht beachten, wird der Tiefenprozess wieder kommen.

Meistens hat die Tür, die in den Tiefenprozess führt, nichts mit dem zu tun, worum es sich schließlich im Prozess handelt, und es ist ausschließlich die Tür, um dorthin zu gelangen. Oft sind unsere Türen zu unseren Tiefenprozessen Personen, die etwas in uns auslösen. Vergessen sie nicht: Diese Personen sind Geschenke für uns, damit wir unsere Tiefenprozessarbeit tun können, und der Prozess hat an sich wahrscheinlich nichts mit ihnen zu tun.

Unsere Tiefenprozesse sind das wichtigste Mittel, das uns zur Verfügung steht, um die Illusion von Kontrolle durch unsere linke Gehirnhälfte umgehen zu können, sodass wir unmittelbar in unser innerstes Wesen gelangen können, wo wirkliche Heilung stattfindet.

Durch Verstehen oder Einsicht ist noch nie jemand genesen. Beides kann interessant sein. Doch keines von beidem ist heilend. Wirkliche Heilung findet irgendwo tief in den entlegenen Winkeln unseres Wesens statt, zu dem nur unsere Tiefenprozesse vordringen können. Unser Tiefenprozess ist letztlich die magische Tür, die uns auf den Weg zu den unerschöpflichen Quellen unserer Spiritualität führt. Indem wir lernen, unserer Tiefenprozessarbeit und dem, was in uns aufsteigt, zu vertrauen, lernen wir unserem Lebensprozess zu vertrauen.

Wir wissen nie, wohin uns unser Tiefenprozess führt, und es ist immer interessant, wenn wir bereit sind, uns von ihm führen zu lassen.

Wir dürfen nicht vergessen, dass, wenn wir uns auf unsere Tiefenprozesse einlassen, kein Tiefenprozess hochkommen wird, dem wir nicht gewachsen sind. Die Tatsache, dass er überhaupt aufsteigt, ist ein Zeichen dafür, dass wir einen Grad an Stärke, Reife, Bewusstheit und spirituellem Wachstum erreicht haben, der es uns ermöglicht, mit allem, was kommt, umzugehen. Dass ein Tiefenprozess aufsteigt ist ein Zeichen dafür, dass unser spirituelles Wachstum, das wir erreicht haben, die Voraussetzungen dafür geschaffen hat, dass sich diese Tür wie von selbst öffnet. Wir dürfen dieser Vorarbeit vertrauen, auch wenn wir in der vorausgehenden Auseinandersetzung damit, es vielleicht auch als belastend und angstmachend erlebt haben. Unser Leiden und unsere Erschöpfung scheinen in direktem Zusammenhang mit dem Unterdrücken unserer Prozesse zu stehen – ebenso wie viele unserer körperlichen Krankheiten. Der Schöpfer möchte anscheinend wirklich, dass wir heilen. Indem wir uns auf unsere Tiefenprozesse einlassen, lernen wir, unsere Prozesse zu ehren.

Der eigentliche Prozess unseres Tiefenprozesses lehrt uns über Kapitulation. Nur wenn wir zulassen, dass wir von ihm geführt werden, wo immer er uns auch hinführen möchte, können wir die volle Bedeutung von Tiefenprozess erfahren.

Wenn wir unseren Tiefenprozess forcieren, abblocken, über ihn nachdenken oder ihn zu kontrollieren versuchen, dann lernen wir eigentlich nur etwas über Forcieren, Blockieren und den hemmenden Aspekt des Denkens – wobei es sich bei alledem letztendlich um Kontrolle handelt. Wir lernen über diesen Weg letztendlich nicht, uns unserem Prozess anzuvertrauen.

Töne sind wichtig in unserem Tiefenprozess. Viele von uns haben noch niemals ihre Töne zum Ausdruck gebracht. Uns wurde befohlen, ruhig zu sein und wir gehorchten.

Es ist notwendig, dass wir in unserem Tiefenprozess unsere Töne von uns geben, wie immer sie auch sein mögen – Stöhnen, Seufzer, Brüllen, Lachen – was immer an die Oberfläche steigen möchte. Es ist notwendig, dass wir unsere Töne ausdrücken – und dabei kommt noch mehr zum Ausdruck. Zeitweise scheinen unsere Töne Netzen mit Enterhaken zu gleichen, die die eiternden Gifte aus unserem Körper und unserer Seele herausziehen, damit sie unwirksam gemacht und geheilt werden können.

Indem wir unsere Töne im Tiefenprozess ausdrücken, befreien wir uns von mehr als nur unseren Tönen, die sich weder verordnen noch vorherbestimmen lassen. Wir müssen unsere Töne selbst finden und es ihnen ermöglichen, sich allein durch den Prozess auf ihre Weise ausdrücken zu lassen. Unsere Töne können ein wichtiger Beitrag zu unserer umfassenden Heilung sein.

Indem wir unseren Tönen Ausdruck verleihen, scheinen sie zunehmend die Töne des Universums widerzuspiegeln, dies mag zu Beginn unserer Tiefenarbeit noch nicht so sein. Wir müssen dort beginnen, wo wir geradestehen.

Wir haben bei dieser Arbeit erlebt, dass Leben im Prozess und unseren Tiefenprozesse eine Weisheit innewohnt, die weit über unser Denken und Verstehen hinausgeht. Präsent sein, heißt, darauf zu vertrauen, dass jene Weisheit alles an die Oberfläche bringt, was wir körperlich, emotional und spirituell bereit sind, zu bearbeiten. Der „Regulator“, wenn Sie so wollen, wohnt unserem Tiefenprozess inne. Er ist nicht außerhalb von uns, wie es unser Denken sein kann, wenn wir dysfunktional denken. Es bedeutet, offen zu sein für alles, was unser Prozess in uns aufsteigen lässt, zu jeder Zeit.

Ich habe erfahren, dass mein Tiefenprozess zwar manchmal schmerzhaft, doch immer liebevoll und fürsorglich mir gegenüber ist, und zur Heilung führt. Selbst wenn unsere Prozesse schwer oder die in uns aufsteigenden Informationen schwierig sind, gibt es in ihnen eine Sanftheit, die sich unser „Ich“ kaum selbst zugesteht.

Diese Erfahrung von Sanftheit lehrt uns unglaublich viel über Vertrauen und Glauben – Glauben an die Weisheit unseres Prozesses.

Einige Menschen sind zu dem Glauben gekommen, dass ihr Tiefenprozess eine Möglichkeit ist, wieder mit dem Schöpfer in Verbindung zu kommen. Sie benutzen ihren Tiefenprozess fast als eine Art Meditation. Andere machen die Erfahrung, dass ihr Tiefenprozess sie immer zurück zu sich selbst und somit zu ihrer Verbindung mit Gott führt.

Es reicht wohl, wenn ich sage, dass während unserer Tiefenprozessarbeit auf vielen Ebenen spirituelles und emotionales Wachstum und Heilung stattfindet.

Oft kommen Menschen aus ihren Tiefenprozesse mit kraftvollen spirituellen Wahrheiten, die sie auf einer tiefen Ebene erlebt haben. Diese Erfahrung spiritueller Wahrheit ist so anders, und so viel überzeugender und durchdringender als etwas, das über den Kopf gelernt wurde.

Manchmal erfahren wir im Tiefenprozess eine Verdichtung oder, wie der englische Physiker David Bohm es nennt, ein Umfassen von Zeit und Raum. Wir stellen fest, dass wir in vielen Dimensionen von Zeit und Raum gleichzeitig existieren, und kehren mit einer Weisheit zurück, zu der wir auf andere Weise niemals hätten gelangen können. Es scheint fast so, als ob wir in diesen Momenten in das Holomovement, das Einssein, eintauchen, um aus ihm das zu schöpfen, was wir zum Heilen brauchen.

Das Thema ist nicht, ob etwas geschah oder nicht geschah, wie es geschah und wer bestraft oder nicht bestraft werden sollte. Das Thema ist Heilung! Was muss die Person tief in ihrem Inneren erfahren, damit sie heilt? Nur in den Tiefen ihres Tiefenprozesses kann sie Wissen und Heilung erfahren. Tatsächlich folgt das Wissen oft auf das Heilen. Wenn wir uns auf uns selbst und auf die Heilung konzentrieren, lenken wir uns nicht damit ab, was andere getan haben oder tun müssen. Dafür müsse diese selber sorgen.

Heilung steht in direktem Zusammenhang zu dem Leben, im Prozess zu leben und durch Tiefenprozesse zu gehen, wenn sie in uns aufsteigen. Jede wirkliche Heilung findet auf der zellulären und seelischen Ebene, auf der Ebene unserer DNA statt. Erleichterung und Anpassung sind nicht von Dauer und verursachen mehr Probleme, als sie möglicherweise kurieren können.

Heilung ist am effektivsten und am stärksten, wenn sie innerhalb einer Gemeinschaft geschieht. Und: Wenn die Seele heilen soll, muss das im Zusammenhang mit einer Gemeinschaft geschehen. Keiner kann in Isolation heilen. Heilung findet am besten in Gemeinschaft statt. Wir können heilen. Heilung ist möglich – und nur wir können dies tun. Niemand außer uns selbst weiß, was wir zum Heilen brauchen – mögen die anderen noch so „sachverständig“ sein. Auch kann niemand uns diese Arbeit abnehmen. Doch wenn wir unsere Arbeit tun, besteht die Möglichkeit, dass wir von allem heilen, was das Leben uns „beschert“ hat. Was für eine wunderbare Möglichkeit! Wie oft unterschätzen wir uns und unsere Möglichkeiten! Wie verwunderlich, dass wir uns manchmal gegen das Heilen entscheiden und stattdessen lieber an alten Verletzungen und Groll, an unserer Sturheit und Illusion von Kontrolle festhalten. Doch nur wir selbst können loslassen und unseren Kern, unsere Seele, nähren. Vergessen sie nicht – nur wir selbst können unserer Seele Schaden zufügen oder sie zerstören.

Wir haben Unterstützung. Wir brauchen Unterstützung. Unser Lebensprozess erleidet Schaden, wenn wir zur Überzeugung kommen, nur eine Person allein – isoliert – könne uns helfen. Wenn wir unsere Geheimnisse mit nur einer Person, die Stillschweigen bewahren muss, teilen, besteht die Isolation fort.

Wenn wir uns isolieren, legen wir unsere Geheimnisse, unsere Krankheit, sozusagen auf den Altar und beten sie an, als ob sie heilig wären – und erkennen dabei nicht, dass die Heilung im Entmystifizieren - im Annehmen und im Durcharbeiten - liegt.

In einem System der Teilnahme sind wir alle Teil eines größeren Ganzen, und unsere Teilnahme an jenem größeren Ganzen ist für unsere Heilung erforderlich. Wir müssen an der Gemeinschaft, am Hologramm teilnehmen, um wieder zu uns und unserer Selbstachtung zu finden und unseren Platz im Universum einzunehmen.

Die Isolation, die durch die Dysfunktion und unser egozentrisches Denken entsteht, schottet uns ab von dem Wissen, dass wir Teil eines Ganzen und deshalb mit allem verbunden sind. Diese Isolation treibt uns dazu, unsere persönliche Kraft zu vergessen, die wir dann fühlen, wenn wir uns das Gewahrsein zugestehen, dass wir an etwas teilnehmen, das sehr viel größer ist als wir.

Die Leben-im-Prozess-Arbeit ähnelt dem Vorgehen, das von den indianischen Medizinfrauen, von Jesus oder den samoanischen Heilern praktiziert wurden. Sie alle arbeiteten mit den Menschen, die sie kannten und am meisten liebten. Tatsächlich machten gerade die Vertrautheit, das Wissen und der Austausch, die allesamt in einer Gemeinschaft stattfanden, einen Großteil der Heilung aus. Im Laufe unserer Heilung werden wir Teil immer größerer Gemeinschaften, bis wir unser Einssein mit aller Schöpfung nicht nur erkennen, sondern dieses Einssein auch leben.

Vergessen Sie nicht, Heilen ist ein Prozess. Unser verletzt werden war auch ein Prozess und so ist es ziemlich unwahrscheinlich, dass wir sofort heilen – obwohl auf diesem Gebiet Wunder nie auszuschließen sind.

Als Kleinkinder gab es keine Unterscheidung zwischen uns und unserem Körper, zwischen uns und unseren Gefühlen. Wir waren eins mit uns selbst. Langsam lernten wir den Atem anzuhalten, nicht mit unseren Gefühlen in Kontakt zu sein und sie nicht zum Ausdruck zu bringen. Wir dürfen wieder lernen zu atmen – im buchstäblichen wie im übertragenen Sinne. Durch Atem kommen wir wieder in Berührung mit unserem Körper, was uns den Weg in unseren Tiefenprozess weisen wird.

Viele körperliche Krankheiten werden dadurch verursacht, dass wir unsere Gefühle unterdrücken und unsere Tiefenprozessarbeit vermeiden. Der Körper nimmt unbearbeitete Prozesse auf und speichert sie – viel länger als sie für die betreffende Person aktuell sind. Diese unerledigten Prozesse strapazieren den Körper und erzeugen in unserem täglichen Leben viel Stress.

Wenn wir unserem inneren Prozess vertrauen, wird er uns führen.

Tatsächlich sehen viele Menschen, die ihre Tiefenprozessarbeit tun und lernen im Prozess zu leben, immer jünger aus. Letztlich können wir das Unheilbare heilen und das Unverzeihliche verzeihen.

Leben im Prozess entspringt unserer spirituellen Basis. Leben im Prozess bedeutet, offen für die heilende Arbeit des Universums zu sein und diese zu begleiten.

Wir können allerdings die Heilung der Natur nur in uns einlassen, wenn wir erkennen, dass wir mit der Natur eins sind und dass der gleiche Schöpfer, der den Lavastrom erschuf, auch uns erschaffen hat.

Wenn wir uns jemandem oder etwas überlegen fühlen, ist es schwierig von dem Jemand oder Etwas zu lernen.

Indem wir uns und anderen vergeben, können wir am gesamten Leben teilnehmen. Wir können grenzenlos Gutes tun. Oder wir können wahllose Freundlichkeiten und unvernünftige Taten von Schönheit praktizieren, worum es ja im Grunde im Leben geht.

Leben im Prozess handelt vom Leben in Sphären – die sich ständig ausdehnen und ständig zusammenziehen.

Das Selbst ist ein Prozess und bewegt sich somit ständig, verändert sich, durchdringt, verbreitet sich, weitet sich aus, zieht sich wieder zusammen. Das Selbst enthält alles, was in ihm existent ist, und es ist gleichzeitig das Individuum. Es ist so aktiv wie ein Atom mit all seinen Protonen, Neutronen und Elektronen, die in seinem Inneren herumwirbeln und halten Sie sich gleichzeitig vor Auge, dass es sich in Form und Farbe ständig ändert, in alle Richtungen bewegt, und doch vollständig und unversehrt bleibt. Es ist nur Bewegung, Wachstum, Energie und Prozess.

Das Selbst, so wie wir es kennen, enthält Informationen über unsere Vorfahren und auch diese Informationen verändern sich fortwährend, ordnen sich ständig neu und bilden sich immer wieder um. Sie kommen immer wieder in neuen Anordnungen zusammen, so dass unsere Gene unser Schicksal sind und gleichzeitig auch nicht. Wir sind wer wir sind und wir können unsere Vergangenheit und unsere Zukunft auch ändern. Zeit und Ort können uns begrenzen – was eine Tatsache unserer körperlichen Form ist -, während sie zugleich nicht wirklich existieren.

Als Individuen mögen wir auf die Person, die wir zu sein glauben, beschränkt sein, wenn wir glauben, dass wir begrenzt sind, während wir gleichzeitig grenzenlos sind, so wie alles andere. Und alles davon ist ständig im Fluss. Wir tragen in uns einen Kern, einen Nukleus, so wie das Atom, und wir sind durch diesen Kern nicht begrenzt, denn er kennt keine Dimensionen.

Als ein Selbst, als ein Individuum, existieren wir nicht in Isolation. Tatsächlich leben wir immer im Kontext. Uns als abgetrennt zu sehen, bedeutet, dass wir uns über unsere Realität etwas vormachen, was den menschlichen Organismus nur zum Wahnsinn treiben kann. Immer, wenn wir versuchen, uns logische Lebenssysteme

aufzuerlegen, begrenzen wir uns selbst auf nur wenige Möglichkeiten:

  1. Verrückt werden.
  2. Ausschließen aller Selbsterkenntnis, so dass wir als Zombies funktionieren können.
  3. Weiter eine Illusion, eine virtuelle Realität nähren, die nichts mit dem zu tun hat, was wir tief in unserem Inneren als wahr erkennen.

Wir sind alle in irgendeiner Art von Beziehungsgeflecht aufgewachsen. Wir hatten irgendeine Art von Familienkontext. Auf wunderbare Weise wurde uns die Chance gegeben, Lebenssituationen zu erfahren, die Prozesse sind. Was immer mit uns im Leben passiert ist, ist unsere Erfahrung. Es ist an der Zeit, sich zu erinnern, dass wir zutiefst beeinflusst sind von unseren Familien und unseren Beziehungen.

Wir werden von unseren Familien und Beziehungen beeinflusst und wir werden nicht von ihnen vorherbestimmt, außer wir entscheiden uns dafür.

Es ist wichtig, sich daran zu erinnern, dass auch wir einen Einfluss auf unsere Familien und Freunde ausüben. In der Tat sah unsere Familie vor unserer Geburt ganz anders aus. Unser Prozess wirkt sich auf den Prozess der Familie als Ganzes und auf alle unsere Beziehungen aus, ebenso wie diese auch unseren Prozess beeinflussen. Man kann nicht aufwachsen und erwachsen werden, wenn dieser gegenseitige Einfluss nicht erkannt und anerkannt wird. Heute gehören die meisten von uns mehreren Gemeinschaften an. In Wirklichkeit sind Gemeinschaften, genauso wie Individuen, Prozesse. Nur in dem sie sich zusammenziehen, ausdehnen, schrumpfen, sterben, oder sich vollständig verändern, haben sie ein Eigenleben.

Eine der Schönheiten, die das Leben den Älteren von uns bietet, liegt darin, dass wir lange genug gelebt haben, um die Veränderungen in den Prozessen von Gemeinschaften und Gesellschaften sehen zu können, und dass wir lange genug auf der Welt sind, um einen oder mehrere Zyklen zum gleichen Thema sehen zu können.

Aus dieser Perspektive hat man eine bessere Chance zu erkennen, dass das, was vielleicht wie eine statische Realität aussieht, in Wirklichkeit ein Prozess ist. Dies ist einer der Gründe, warum die Perspektive unserer Ältesten so wichtig ist. Sie haben den Überblick und sind in der Lage, Prozesse zu erkennen. Außerdem haben sie von ihren eigenen Ältesten gelernt, was Prozesse sind.

Die dritte Sphäre ist die Sphäre der Gemeinschaft.

Das Individuum beeinflusst die Familie und Beziehungen, und das Individuum beeinflusst auch die Gemeinschaft. Ganz offensichtlich beeinflussen wir durch unser Teilnehmen, Nichtteilnehmen oder das Ausmaß unseres Teilnehmens die Gemeinschaft, in der wir leben, in der wir unsere Spiritualität näher kennen lernen, in der wir lernen und arbeiten. Auch unsere Familien üben einen Einfluss auf die Gemeinschaft aus. Wir als Individuen beeinflussen die Familie und die Gemeinschaft, auch die Familie als Familie beeinflusst verschiedene Gemeinschaften.

Es ist ein weit verbreitetes Phänomen, dass Individuen bestreiten, ihr Teilnehmen oder ihr Nicht-Teilnehmen habe eine Auswirkung auf die Gemeinschaften ihrer Sphäre. Indem wir unseren eigenen Prozess leugnen, sind wir gezwungen, immer weitere Sphären von Prozessen zu leugnen.

Eine Art und Weise, wie wir uns weigern erwachsen zu werden, besteht darin, immer wieder zu ignorieren, dass das, was wir tun oder nicht tun, Einfluss und Wirkung hat.

Wie bei den anderen Prozess-Sphären, die wir uns angesehen haben, so werden auch die Gesellschaft und die Nation vom Individuum, der Familie, den Beziehungen und den Gemeinschaften beeinflusst.

Um wieviel größer ist die Versuchung, zu glauben, dass wir mit nichts, was wir tun, Einfluss auf die Gesellschaft und den Staat haben. Es ist schon schwierig genug, die Gesellschaft als Prozess zu sehen. Uns schwindelt bei der Vorstellung, unser eigener Prozess sei eng mit dem Prozess der Gesellschaft und der Nation verbunden und wir hätten tatsächlich einen gewissen Einfluss darauf und eine Verantwortung dafür. Doch egal, was wir glauben wollen, unser Prozess hat tatsächlich eine Auswirkung auf den Prozess der Gesellschaft.

Menschen, Gemeinschaften, Gesellschaften, die sich verlaufen haben, tun gut daran, darum zu ringen, zu ihrer spirituellen Basis zurückzufinden, wie immer das im Einzelnen aussehen mag. Hierfür bedarf es in allen Angelegenheiten ehrlicher zu werden, Dienste zu tun und ein Leben zu leben, das von ihrer höheren Macht geführt wird.

Wenn Individuen diese Prinzipien in allen ihren Angelegenheiten praktizieren, verändern sie sich – einige drastisch. Und sie beeinflussen die Menschen in ihrer Umgebung und wirken auf sie ein. Wer weiß, was in einer Nation geschehen würde, in der die Zahl derer, die dieses Prinzip praktizieren, das Stadium des „hundertsten Affen“ erreichte, jenes Stadium einer kritischen Masse, die unsere Sicht darüber, wie die Welt wirklich funktioniert, von Grund auf ändert?

Was wissen wir über die Sphäre unseres Planeten Erde?

Unsere Erde ist kein toter, lebloser Gegenstand. Die Erde selbst ist ein Prozess – einer der sich unaufhörlich wandelt, bewegt, anpasst, neues Land entstehen und anderes untergehen lässt; ein Prozess, der versucht, mit den Wesen auf seiner Oberfläche und in seinem Inneren zu leben. Wie das Individuum muss auch der Planet Erde nicht nur mit seinen eigenen Prozessen zurechtkommen, sondern auch mit den Prozessen, der Einzelnen, der Familien, der Gemeinschaften und der Gesellschaften, die innerhalb einer Sphäre zusammenleben. Jede und jeder Einzelne von uns wird von dem Prozess des Planeten Erde beeinflusst.

Viele Gesellschaften, denen Familien und Individuen angehören, haben ihre Existenz auf einer Wirtschaft gegründet, die die spirituelle Grundlage der gesamten Schöpfung ignoriert. Auch diese Prozesse beeinflussen sich wechselseitig und werden voneinander beeinflusst.

Wenn wir noch einen Schritt weiter gehen, was für ein großer und geheimnisvoller Prozess ist der Prozess des Universums! Gelegentlich haben wir das Privileg, einen kurzen Blick darauf zu erhaschen, z.B., wenn sich ein Komet zeigt, wenn Meteorenschwärme über den Himmel sprühen, wenn der Himmel ein neues Wunder offenbart oder wenn wir einen genaueren Blick auf die anderen Planeten werfen. Meistens jedoch scheint das Universum weit außerhalb unserer Reichweite zu sein. Selten halten wir inne und denken daran, dass das Universum ebenfalls ein Prozess ist. Doch genau das ist es. Ständig weitet sich das Universum, kollabiert, explodiert, baut sich auf und um – ist immer im Prozess.

Das Handeln des Einzelnen beeinflusst die Prozesse der Familie, der Gemeinschaft, der Gesellschaft, des Planeten Erde, des Universums. Vielleicht eine schwere Last. Und gewiss eine Realität.

Die letzte Realität um die es hier und heute geht, ist der Prozess, den manche Gott, andere Akua, Jahwe, Schöpfer, Höhere Macht, das Große Mysterium nennen. Selbst Physiker glauben, dass alles was allmächtig ist, auch im Prozess ist. Es ist ein Prozess. Wir werden von dem Prozess des Großen Mysteriums beeinflusst. Es gibt etwas, das weit über uns hinausreicht und von dem wir ein Teil sind. Der Prozess des Universums beeinflusst jede Sphäre unseres Seins. Wir sind Teil des „Alles-was-ist“ ihm gegenüber verantwortlich und dafür verantwortlich. Wir sind miteinander verbunden. Wir sind in unserem Innersten miteinander verbunden. Es möge genügen, zu sagen, dass wir tief in uns die Fähigkeit besitzen, den Prozess des Großen Mysteriums zu kennen, zu erfahren und mit ihm eins zu sein.

Wenn ich meinen Prozess lebe, bin ich eins mit Gott, bin ich eins mit dem Großen Mysterium, bin ich eins mit „Allem-was-ist“. Ich bin eins.

Ich möchte, dass du dich an diese Worte ein Leben lang erinnerst und sie nie vergisst: Ich habe nicht dem Mann zu essen gegeben, ich habe den Geist Gottes in ihm bewirtet.“

Als Individuum haben wir unser Leben, damit wir es leben. Wir sind der Prozess jenes Lebens. Indem wir unseren Prozess leben, leben wir, wer wir sein können.

Unser Lebensprozess ist so etwas wie das Bündel der wartenden Eizellen im weiblichen Körper. Wir tragen von Anfang an alles in uns, was wir benötigen, um die Person zu sein, die wir sein können. Wir haben alles, was wir für unsere Heilung brauchen. Wir haben alles, was wir brauchen, um zu wachsen. Wir haben alles, was wir brauchen, um uns zu entwickeln. Wir haben alles in uns, was wir brauchen, um mit Fehlern, die wir machen, umzugehen, und aus ihnen zu lernen. Wir haben alles, was wir brauchen, um unser spirituelles Selbst zu verwirklichen. Wir sind wie das Universum in einem Tropfen Wasser, und wir sind der Prozess des Universums. Wir Menschen sind kreativ und haben uns viele Möglichkeiten ausgedacht, um unseren Prozess nicht zu leben und früher oder später sehnen wir uns doch danach, zu unserem eigenen Prozess zurückzukehren.

Unseren Weg finden

Als menschliche Wesen müssen wir anerkennen, dass wir nicht isoliert existieren. Unglücklicherweise vergessen wir so leicht, dass wir im Kontext leben und dass wir uns selbst unmöglich verstehen können, wenn wir uns als isoliert betrachten. Wir sind verbunden. Wir sind einzigartig. Und wir existieren im Kontext.

Wir dürfen nie das Göttliche in jeder und jedem von uns aus den Augen verlieren. Wir sind alle mit der Heiligkeit der gesamten Schöpfung verbunden. Wir tragen alle die Möglichkeit in uns, so zu leben, wie es uns und unserer Spezies zur Ehre gereicht. Wir können am Göttlichen teilhaben und uns daran beteiligen, weil wir eins damit sind. Wenn wir diese Verbindung vergessen, sind wir nicht in Kontakt mit der Wirklichkeit. Unsere Heiligkeit ist einfach. Sie kann nicht in Frage gestellt werden.

Anstatt dieser Wirklichkeit Glauben zu schenken, fangen wir an, zu glauben, wir seien selbst ein Fehler, wenn wir Fehler machen. Und wir selbst seien verkehrt, wenn wir etwas Verkehrtes machen.

„Gut sein“ ist der Prozess, aus jenem Brunnen von Gutsein zu schöpfen, der unser Erbe, unser Geburtsrecht ist.

Wenn ich selbstzentriert bin, bin ich nicht im Kontakt mit mir. Selbstzentriertheit ist eigentlich ein Zustand von Bedürftigkeit, in dem wir nicht in Verbindung mit uns selbst sind und außerhalb von uns selbst etwas suchen – nach irgendetwas – das uns erfüllen könnte. Wenn wir in Verbindung mit uns selbst sind, ruhen wir in uns und sind mit „Allem-was-ist“ verbunden.

Wenn wir lernen unseren Prozess zu respektieren und ihn zu leben, stellen wir fest, dass wir einen grundlegenden Wechsel durchmachen in der Art und Weise, wie wir die Welt erleben und wie die Welt uns erlebt.

Wie jedes Individuum seinen Lebensprozess lebt und wie sich unser Leben zwischen uns und unserem Schöpfer entfaltet, ist für jede Person einzigartig. Niemand kann den Prozess einer anderen Person beurteilen und häufig können wir ihn nicht einmal verstehen. Wenn wir jedoch unseren eigenen Prozess achten, werden wir gegenüber den Prozessen anderer ebenfalls respektvoller. Dieser Respekt ist ein Nebenprodukt unserer eigenen inneren Arbeit.

Beim Leben unseres Lebensprozesses gibt es kein Ziel, außer dem, ihn zu leben. Unsere Prozesse können sich verändern. Unser Leben kann sich verändern, während wir am Prozess teilnehmen. Alles, was wir tun müssen, ist, dem Prozess zu vertrauen und in Zuversicht leben. Unsere Verantwortung liegt darin, das auszuleben, was unser Schöpfer von uns möchte. Unser Leben zu leben. Unseren Prozess zu leben, erfordert von uns die tiefe spirituelle Verpflichtung, mit unserem Leben eins zu sein. Unsere Primärbeziehung ist die zu dem Großen Mysterium und unser Prozess ist eins mit dem Großen Mysterium. Wir sind unser Prozess und wir sind mehr als unser Prozess. Vergessen sie nicht, jede Veränderung beginnt in einem selbst. Wenn wir unseren Prozess leben, werden wir zu offenen Systemen und offene Systeme erzeugen offene Gesellschaften.

Wenn ich bereit bin, mich und meine Realität darzustellen, verpasse ich vielleicht eine Möglichkeit zu wachsen, da ich in erster Linie durch Zuhören und Empfangen wachse. Das Prinzip, weniger ist mehr, würde zutreffen.

Was genau sind Hinzufügungen? Projektionen, Übertragungen, unbewusste Lügen sich selbst gegenüber (Selbstbetrug) oder bewusst anderen gegenüber oder das Einwirken auf andere Systeme, um zu manipulieren – all das sind Hinzufügungen.

Wir neigen dazu, unser Bewusstsein vom positiven Raum dominieren zu lassen. Um zu zeichnen, um ein Künstler zu werden, muss man aber mehr sehen, und die Beziehung zwischen diesen beiden Räumen, dem positiven und dem negativen Raum, ist dann eigentlich entscheidend.

Nichts hinzuzufügen, heißt nicht, sich nicht einzubringen. Zuhören ist vielleicht genug. Kommentieren, erklären, belehren und andere eigennützige Aktivitäten können hinzufügende Elemente sein, die unsere ursprüngliche Bedeutung auslöschen.

Das, was nicht ist, hilft uns bei dem, was ist. Ohne das, was nicht ist, gibt es keine Struktur, keine Gestalt oder Form und keine Unterscheidung zwischen dem einen und dem anderen. Mir ist klar geworden, dass beide gleich wichtig sind.

Hierin liegt die Bedeutung der Paradoxien in Natur und Geist, des Mythos des Dualismus. Ja, das eine. Ja, das andere. Beide sind wahr. Können wir beide gleichzeitig fassen? Können wir sehen, dass eines ohne das andere nicht ganz ist und dass wir mit beiden zusammen mehr haben als mit der Summe der beiden? Wobei wir wieder bei dem Thema „Nichts hinzufügen und nichts wegnehmen“ wären.

Das Verständnis für die Bedeutung der dargestellten Assoziationen in meinem Prozess kam aus dem ewigen Inneren. Ich kann dies direkt mit meinem Heilungsprozess in Verbindung bringen. Bei ihm geht es um Balance und Grenzen, um das Freisein von Verstrickungen und Urteilen, um das Wissen über sich selbst und darum, anzunehmen. Es geht um Nähe und Verbundenheit, um Unterschiede und Wachstum.

Selbst wenn ich nur in die Nähe des Ziels komme, mich in Richtung Gesundheit bewege, werde ich belohnt mit einem größeren Überlebenspotential. Ich sehe den weg klarer, ich bin in der Lage mehr zu hören, ich werde sensibler – sensibel km Sinne von der Fähigkeit, wahrzunehmen. Und wahrzunehmen heißt nur wahrzunehmen, nicht handeln, nicht reagieren, sich nicht einmische. Einfach wahrnehmen.

Wenn wir unsere eigenen Erfahrungen trauen, beginnen wir zu erkennen, dass „wissenschaftliche Wahrheit“ nicht notwendigerweise frei ist von Verdrehung. Wir beginnen den Unterschied zwischen abstrakter, „wissenschaftlicher Wahrheit“ und unserer durch eigene Erfahrung gewonnener Wahrheit zu erleben.

Wenn wir einen Paradigmenwechsel vollziehen, leben wir in Fülle, und die kleinen und großen Ereignisse des Lebens kommen und gehen, ebenso wie der Spaß, die Freude, das Lachen und der Humor. Unsere Prioritäten werden klarer, indem wir klarer werden. Disziplin ist nicht etwas, was wir uns selbst auferlegen oder andere uns. Sie ist vielmehr etwas, das wir begrüßen, wenn sie aus uns herausfließt. Wenn wir unseren Prozess leben, stammt unsere Disziplin nie von außen und ist nie ohne Freude. Disziplin ist Freiheit. Unser Leben im Prozess zu leben heißt nicht, dass alles immer leicht ist. Es ist es nicht.

Wir brauchen Orte und Zeiten des Rückzugs, und während wir wachsen und heilen, bringen wir unsere Gelassenheit und unser Glücklichsein in jede Situation ein, in der wir uns befinden. Vergessen sie nicht: Bei dieser Arbeit geht es darum, das Leben zu leben und nicht einfach nur darum, das Leben zu durchlaufen oder sich aus ihm zurückzuziehen.

Leben im Prozess ist die höchste Form der Liebe, denn wir sind eng verbunden mit allem, was ist.

Wenn der Sinn des Lebens darin besteht, es zu leben – und das bedeutet, dass wir auf unserer spirituellen Reise voranschreiten -, dann ist unsere Primärbeziehung die Beziehung zu unserer Spiritualität. Alle anderen Beziehungen sind dazu da, jene Beziehung zu bereichern und voranzubringen.

Unsere Spiritualität oder unseren Lebensprozess an erste Stelle zu stellen, heißt nicht, dass wir ohne Verpflichtungen und Verantwortung sind. Ganz im Gegenteil. Wenn wir aus unserer Spiritualität heraus leben, gehen wir sehr sorgfältig mit unseren Verpflichtungen um. Wir stürzen uns nicht Hals über Kopf in sie hinein. Langsam und zuversichtlich warten wir auf Klarheit, bevor wir neue Verpflichtungen eingehen. Wenn wir eine verbindliche Beziehung eingehen, tun wir das im Namen des Schöpfers, und wir erweisen dieser Verbbindung Achtung und Ehre. Unsere Primärbeziehung zu unserer höheren Macht erfordert, dass wir eine intime Beziehung leben, die auf Wahrhaftigkeit, Achtung und Ehre gründet. Wenn die Primärbeziehung die, zu unserer Spiritualität ist, sind wir für die übrigen Beziehungen, die uns im Leben geschenkt werden, verantwortlich. Wir sind dann auch in der Lage, uns der manchmal beängstigenden Tiefe an Nähe zu öffnen, die uns möglich ist.

Wenn unsere Primärbeziehung in der Spiritualität wurzelt und aus ihr heraus lebt, lassen wir es nicht zu, dass eheliche und familiäre Beziehungen unser Leben diktieren.

Wir müssen uns auch daran erinnern, dass die Primärbeziehung eines jeden Menschen die Beziehung zu seiner Spiritualität ist, und dass ein wichtiger Aspekt intimer Beziehung darin besteht, diese spirituelle reise, wo immer möglich, zu achten, zu unterstützen und zu begleiten.

Stellen Sie sich eine Welt vor, in der jedes Kind schon im Mutterleib lernt, dass seine Hauptverantwortung im Leben sein spirituelles Wachsen und reifen ist. Stellen Sie sich vor, wir würden nicht schon im Mutterleib dazu konditioniert, alles zu versuchen, um die Leere, die wir in uns spüren, durch Beziehungen und durch Kinder zu füllen. Stellen Sie sich vor, wir würden alle akzeptieren, dass unsere Primärbeziehung die zu den göttlichen Kräften ist.

Um in prozesshaften Beziehungen zu leben, müssen wir die Verantwortung für unsere Tiefenprozessarbeit übernehmen und wir dürfen unseren Prozess anderen nicht „überstülpen“, um uns von uns selbst abzulenken, wenn Gefühle in uns aufsteigen. Wir haben nicht das Bedürfnis, andere zu benutzen, um dem aus dem Weg zu gehen, was in uns vor sich geht. Wir dürfen uns immer wieder daran erinnern, dass Liebe nicht kontrolliert werden kann. Liebe ist nur ein Geschenk. Wir haben sie nur, um sie weiterzugeben. Wir können andere nicht zwingen, uns Liebe zu schenken. An Gefühlen ist noch niemand gestorben, aber viele Menschen starben, weil sie nicht gefühlt haben. Wir brauchen nur unsere eigene Arbeit zu tun und die Beziehung wird sich ergeben – wenn sie richtig für uns ist.

Wenn wir wirklich in unseren Beziehungen leben, leben wir den Prozess dieser Beziehungen. Wenn wir merken, dass wir nach etwas Besserem Ausschau halten, haben wir die Beziehung bereits verlassen. Wir sind offen dafür, wohin unser Weg uns führt, selbst wenn es in unterschiedliche Richtungen geht. Mitgefühl und Fürsorge sind wesentlich in allen Beziehungen.

Heute weiß ich, dass ich einen starken und liebevollen Geist habe, der viele schlimme Erfahrungen überstanden hat. In dieser Zeit habe ich viel über Schmerz und den Heilungsprozess gelernt. Ich habe das Gefühl, dass es fast meine Pflicht ist, - und ich weiß, dass es mein tiefstes Bedürfnis ist - das, was ich über diesen Prozess gelernt habe, weiterzugeben.

Mein Prozess hat mich auf den Weg des inneren Wissens gebracht, den ich nicht mehr verlassen kann, und er hat einen starken Einfluss darauf, wie ich in meinem Beruf ausüben möchte.

Mit der Leben-im-Prozess-Arbeit habe ich einerseits die Erfahrung gemacht, dass sie den Kern des Seins berührt und dann den äußeren Schichten der Persönlichkeit erlaubt, ihre naturgegebene, bestimmende Form zu finden. In der Leben-im-Prozess-Arbeit werden Ganzheit und Ganzwerdung zugelassen. Das steht im Gegensatz zu den Entfremdungs- und Aufspaltungstendenzen, die selbst die besten traditionellen Therapiemodelle zu verstärken scheinen.

Nur wenn wir ein eigenes Leben haben, können wir es wirklich mit einem anderen teilen.

Eltern haben die Verantwortung, dem Kind zu zeigen, dass es in Zusammenhängen lebt. Es ist viel leichter, ihm dies innerhalb einer Gemeinschaft beizubringen, aber diese Lektion muss ihm auch in der isolierten Kernfamilie beigebracht werden.

Ich hatte mich oft gefragt, wie es wohl wäre, in einer Kultur zu leben, die ihren Fokus auf die spirituellen Bedürfnisse der Einzelnen und der Gesellschaft richten würde und diese spirituellen Bedürfnisse zur Grundlage ihrer Gesellschaft machen würde.

Kinder sind nicht unser Besitz. Sie sind ein Geschenk des Schöpfers und wir haben die Freude und die Verantwortung, ihren Prozess für eine Weile zu unterstützen und unseren Prozess mit ihnen zu teilen.

Über ein Leben in Zusammenhängen lernt man am besten durch eigene Erfahrung. Wir können unseren Kindern zwar sagen, dass sie im Kontext leben, doch wenn sie die größeren Zusammenhänge nicht selbst erleben, wie sollen sie sie kennen?

Wir stecken zurzeit weltweit in einer Umweltkrise. Als menschliche Rasse scheinen wir vergessen zu haben, dass wir alle im Kontext leben. Wir können die Natur nicht retten, solange wir nicht wissen, dass wir Natur sind.

Allein durch ihr Dasein vermitteln Älteste den Kindern Bewusstsein über Perspektiven und Zusammenhänge. Kinder haben keine Angst vor der Tiefenprozessarbeit, wie laut es dabei auch zugehen mag. Sie scheinen sie zu kennen. Für mich klingen die Töne und Laute, die die Menschen in ihrem Tiefenprozess von sich geben, so, als würden sie sich selbst gebären.

Unsere Lebensgemeinschaften geben uns die Möglichkeit zu üben, aus einem betroffenen System heraus zu leben. Offene Systeme sind im Grunde prozessorientierte Systeme. Sie heißen Veränderung willkommen, vermeiden Kontrolle und respektieren Unterschiede. Wenn Menschen lernen, ihren eigenen Prozess zu leben, werden sie offener und verletzlicher, während sie gleichzeitig stärker werden. Wenn wir unseren Prozess leben, erkennen wir Unterschiede als Möglichkeit zu wachsen an und heißen sie willkommen.

Die gesetzlichen, steuerrechtlichen und finanziellen Systeme stehen in Widerspruch zu Vertrauen, Wahrhaftigkeit und Gemeinsinn.

Wir brauchen Lebensgemeinschaften, die uns als Einzelne, als Eltern, als Menschen unterstützen. Lebensgemeinschaften und unsere Teilnahme daran ergeben sich, wenn wir unseren Prozess wirklich leben.

Leben im Prozess bedeutet, dass wir im Glauben und im Vertrauen darauf leben, dass wir alles, was wir brauchen, bekommen werden. Und wir müssen die Verantwortung für unser materielles Wohlbefinden übernehmen und uns nicht von ihm beherrschen lassen.

Leider erhalten die wenigsten von uns die Art von Erziehungsbegleitung, die uns die Sprache unseres Inneren oder die Sprache des Schöpfers lehrt. Es ist traurig, wenn uns zu Hause und in der Schule beigebracht wurde, das Flüstern unserer Seele zu unterdrücken, es abzuschalten und auszublenden.

Unsere Intuition, unser inneres Wissen, unsere Ahnungen sind allesamt höchst notwendig, um herauszufinden, was unsere Aufgabe ist. Jede und jeder von uns hat eine einmalige Aufgabe, wir müssen sie nur finden.

Wenn wir die richtige Arbeit im Einklang mit unserer Spiritualität und mit uns selbst tun, sind wir mit allen Dingen eins. Die für uns richtige Arbeit wird uns finden, wenn wir es riskieren, prozesshaft zu leben und wenn wir unsere Tiefenprozessarbeit tun. Wenn wir unseren Prozess leben, ist unsere Arbeit in unser Leben integriert. Wir gehen nicht einerseits zur Arbeit und haben andererseits unser Leben. Wir führen kein Arbeitsleben, nach dem wir erschöpft zusammenbrechen. Wir haben ein Leben, das Arbeit einschließt. Unsere Arbeit leistet einen Beitrag zu unserem Leben und unser Leben trägt zu unserer Arbeit bei. In unserer Kultur wird ein großer Teil unserer Identität von dem bestimmt, was wir sind und was wir tun. Der Verlust von Identität – in der Weise, wie wir sie kennen – erscheint als eine reale Möglichkeit.

Ein großer Teil von Leben im Prozess besteht darin, zu lernen, ein Leben des Vertrauens zu leben. Menschen, die diese Ebene ihrer Heilung erreichen, haben oft genug durch praktische Erfahrung gelernt und dabei erlebt, dass sie ihrem Prozess vertrauen können. Sie mögen vielleicht nicht in der Lage sein zu sehen, wie alle Teile zusammenpassen, aber sie fangen an zu wissen, dass alle Teile sich zusammenfügen werden, wenn sie ihre eigene Genesungsarbeit tun und einen Fuß vor den anderen setzen, bis sich die Lösungen abzeichnen.

Können Organisationen spirituell sein?

Spirituell sein heißt, den eigenen Prozessen zu folgen und sie zu respektieren, das Einssein aller Dinge anzuerkennen und daran teilzunehmen, und dies wiederum bedeutet am Ende, den Planeten nicht zu zerstören und nicht auszubeuten.

Dies ist für die meisten Organisationen eine große Herausforderung. Es ist ebenfalls eine große Herausforderung, wenn es bedeutet, dass die Individuen in der Organisation ihren eigenen spirituellen Weg gehen müssen und den Weg der anderen respektieren müssen.

Aber es ist möglich, dass eine Gesellschaft auf die spirituellen Bedürfnisse der Einzelnen und der Kultur ausgerichtet ist und nicht auf Geld und Wirtschaft.

Da wir alle spirituelle Wesen sind, haben wir alle spirituelle Bedürfnisse; und viele von uns schauen sehnsüchtig auf die organisierte Religion, um diese Bedürfnisse zu erfüllen. Wir spüren, dass es da etwas gibt, doch manchmal ist es – was auch immer es ist – schwer zu finden.

Vielleicht ist es der größte Fehler, den wir und die organisierte Religion machen, unser Versuch, Spiritualität von unserem übrigen Leben abzutrennen und sie in die Hände der religiösen Institutionen zu legen. Geschichtlich gesehen, war es die christliche Kirche, die mit dem Aufkommen der mechanistischen Wissenschaft und des Materialismus diese Aufspaltung förderte.

Wenn wir unsere Spiritualität einer bestimmten Zeit und einem bestimmten Ort zuordnen, verlieren wir unser Bewusstsein dafür, dass wir ein spiritueller Prozess sind. Unsere Spiritualität kann nicht von unserem täglichen Leben getrennt werden.

Alles, was wir tun, ist spirituell, - gleichgültig ob wir es wissen oder gutheißen.

Wenn wir unsere Spiritualität von unserem Sein abtrennen, zerstückeln wir den Prozess, werden machtlos und abgetrennt von der Einheit mit dem Großen Mysterium. Wir brauchen keine Mittler, um uns mit unserem Gott zu verbinden. Wir sind verbunden. Diese Verbindung ist unser Geburtsrecht.

Autor: Joachim Armbrust

5. Juni 2025 / Joachim Armbrust


Resonanz als Lebenselixier und Katalysator

Resonanz ist eine Form der Beziehung, die über den bloßen Kontakt oder die Interaktion hinausgeht. Resonanz ist für mich die Erfahrung eines tiefen, wechselseitigen, lebendigen Austauschs zwischen dem einzelnen Menschen(wesen) und der Welt. In diesem Zustand fühlt sich der Mensch nicht nur „angestoßen“ oder „berührt“, sondern er erfährt eine aktive Verbindung mit der Welt, die ihn oder sie ausfüllt und verändert. Es geht also nicht nur darum, passiv zu reagieren, sondern auch darum, auf die Welt so zu reagieren, dass sie auch auf uns reagiert. Bin ich mit der Welt in Resonanz und die Welt mit mir, dann fühlen wir uns verbunden, es entsteht ein gemeinschaftlich gestalteter Resonanzraum. Es entstehen schöpferische, dialogisch-prozessuale Qualitäten und damit auch Spiegelungsnuancen, aber auch aufsteigende Energiefelder, die über das hinausführen, was die Dialogpartner schon sind. Es gestaltet sich ein Prozess in Gegenwärtigkeit. Prozesse führen in der Gegenwärtigkeit schon deshalb in die Zukunft, weil sie Zukunft gestalten.

Ich unterscheide zwischen Resonanz als Qualität einerseits und der traditionellen Vorstellung von einer rein instrumentellen (sachorientierten, funktionsgesteuerten) Beziehung zur Welt andererseits, die von Kontrolle und Beherrschung, aber auch von Nutzen und Zugewinn geprägt ist, die in Funktionsrollen oder Schubladen wahrgenommen wird und dementsprechend im eigenen oder fremd gesetzten Interesse eingesetzt wird.

In einer resonanten Beziehung zur Welt erleben wir eine Art von Echtheit und Authentizität, in der die Welt nicht nur als Objekt oder als Ressource erscheint, sondern als etwas, mit dem wir in einer wechselseitigen Wechselbeziehung stehen und das in der Gegenwärtigkeit der Begegnung etwas entzünden kann, was uns aus der Zukunft ruft, mit dem Auftrag, es in der Gegenwärtigkeit zu leben und zu gestalten. Dabei handelt es sich im Grunde um eine wahrnehmungssensible Aushandelspartnerschaft, die sich gegenseitig anstößt, verlangsamt, vertieft oder erweitert und dabei auch weiterentwickelt. Wer sich darauf versteht ist nach Hartmut Rosa resonanzsensibel.

Hartmut Rosa plädiert dafür, den Mechanismen der Beschleunigung, Rationalisierung und Konkurrenzorientierung entgegenzuwirken, um Resonanz wieder möglich zu machen. Dies geschieht durch bewusste Entschleunigung, sinnstiftende Tätigkeiten, Pflege sozialer Beziehungen, reflektiertes Arbeiten, Naturerfahrungen, wahrhaftiges begegnen in Zeitlosigkeit und politisches Engagement. Für Rosa ist es entscheidend, dass Menschen nicht nur versuchen, ihre Lebensqualität zu verbessern, sondern aktiv Resonanzräume zu schaffen – Räume, in denen echte, bedeutungsvolle Begegnungen mit der Welt möglich sind.

Prozesse entstehen aus ehrlichem Interesse am Anderen, an seinen Sichtweisen, an seinen Wesensarten, an seiner Art Welt zu denken und zu fühlen bei gleichzeitiger Klarheit über die eigene Haltung. Daraus entsteht nicht nur ein Miteinander, sondern auch die Gelegenheit, das eigene Selbstverständnis in neuem Licht zu sehen. Das genieße ich in jeder Begegnung, in jedem aufeinander Bezogen Sein, in jedem entstehenden Resonanzfeld mit einem Gegenüber. Mich fasziniert es, wenn Worte lebendig werden, ins fließen kommen, eigene Realitäten schaffen, gerade auch zwischen den Zeilen. In Beziehungen kommt es immer auch zu Fließprozessen zueinander hin, voneinander weg und auch in gemeinsame Bewegungen. Aus gemeinsam gestellten Aufgaben steigen Bilder und Ideen auf, daraus wiederum steigt manchmal etwas Größeres auf, das über die ursprüngliche Fragestellung des „Begegnung suchenden“ hinaus geht und nicht selten Blickwinkel und Perspektiven eröffnet, die weit über die kurzfristige Zukunft hinaus reichen, als vorweggegriffene Antworten, Innenschauen mit konzeptionierten Vorausgestaltcharakter. Es entsteht ein Raum lebendiger Kommunikation. Ein Ort an dem ich selbst und der Andere bewegt werden, von Worten, Energien, Klängen, Atmosphären, Schwingungen und Perspektiven, die nicht einfach so aus mir selbst kommen, sondern sich aus dem Begegnungsraum heraus eröffnen und ergeben. So bin ich in Beziehung mit mir, mit anderen und mit etwas, das über uns hinausreicht, nämlich mit Gott, als der Schöpferkraft, die in der Gegenwärtigkeit in Jetzt-Zeit Antworten gestaltet, die uns aus der Zukunft schon unsichtbar gerufen haben. Sterne leuchten auf und fühlen sich an, wie unschuldige, unverbrauchte, Hoffnung und Frieden bringende, Morgensterne. Ringen und Suchen gehören dazu, Loslassen, Boden frei geben und Urknall, Veränderung und Stille, Wort und Bewegt Sein, Raum und Energie, Schwingen und Klingen, freischwebende und doch zusammenführende Resonanzräume. Raum, Worte, Menschen, alles ist miteinander verwoben. Unterschiedliche Blicke eröffnen verschiedene Perspektiven aufs Leben. Woher kommst du? Wohin gehst du? Was trägt dich? Sieh hin. Hör zu. Was bleibt. Ein schwimmender und schwebender Boden erhebt sich aus der sich findenden Begegnung und eröffnet neue Räume, neue Gedanken, neue Fühlqualitäten, die gleichzeitig auf höherer Ebene Antworten beinhalten auf unsere Fragen und unsere angestauten Nöte. Es ist faszinierend zu entdecken, wie der individuelle Geist zur Energie und Kraft eines Kollektivs beiträgt und es über seine - bisher schon wahrgenommene, durchschrittene Realität hinaushebt. Jede/r Anwesende beeinflusst maßgeblich die atmosphärischen Bewegungen mit, die entstehen. Jede Begegnung ist eine Art Bühne, auf der Unbekanntes und noch Unerforschtes entsteht. In Momenten der Begegnung erfahren und entwickeln wir unsere Welterfahrung weiter und gestalten die Welt neu. Aus den gemeinsam erlebten und gestalteten Erfahrungsräumen entstehen Deutungsspielräume und damit deutungsoffene Prozesse. Die das „Noch-nichtErkannte“ ins Licht bringen. Das ist spannend, inspirierend und zellöffnend. In diesem Raum findet Heilung statt und nirgendwo sonst.

Hierbei lassen sich ganz unterschiedliche Dimensionen von Resonanz ergründen:

Resonanz in zwischenmenschlichen Beziehungen

Resonanz entsteht in Beziehungen, die von einer tiefen Verbindung zwischen den agierenden Menschen geprägt ist, die nicht nur auf oberflächliche Interaktionen reduziert ist. Eine solche Verbindung ist von Vertrauen, Empathie und authentischer Kommunikation gefärbt und gestaltet sich im besten Fall konsensual. Diese Form der Resonanz ist zentral für soziale Bindungen, Freundschaften und Partnerschaften. Sich wiederholende Resonanz mündet in das, was wir Bindung nennen.

Resonanz mit der Welt

Resonanz umfasst auch die Beziehung des Individuums zu seiner Umwelt, zu Dingen, zur Natur und zu der Gesellschaft als Ganzes. In diesem Zusammenhang betont Hartmut Rosa, dass wir als Individuen in der modernen Welt häufig von einer „resonanten Beziehung“ zur Umwelt abgeschnitten sind, was zu einem Gefühl der Entfremdung führen kann und damit auch zur Verantwortungslosigkeit gegenüber unserem Lebensgrund. Resonanz ist hier der Zustand, in dem wir uns aktiv und lebendig mit unserer Welt verbunden fühlen und deshalb auch mit ihr mitfühlen und sie mit all unserer Unzulänglichkeit, die wir mitbringen, doch auch berücksichtigen wollen.

Resonanz in der Arbeit und im Alltag

Es geht aber nicht nur um persönliche Beziehungen, sondern auch um das, was wir tun – um Arbeit und Kreativität. In der modernen Gesellschaft, die von Beschleunigung und Effizienz geprägt ist, sind viele Menschen in einem Zustand der Desensibilisierung oder der „Nicht-Resonanz“, was zu einem Gefühl der Leere oder Entfremdung führen kann. Resonanz dagegen ist der Zustand, in dem Menschen das Gefühl haben, dass ihre Arbeit und ihr Engagement wirklich etwas bewirken und in Verbindung mit einer größeren Bedeutung stehen. Außerdem ist der Zustand davon geprägt, sich selbstwirksam zu erleben und sich schöpferisch einbringen zu können, also gehört zu werden und mitgestalten zu können. Das wiederum ermöglicht sinnstiftende Identifikation.

Resonanz als ästhetische Erfahrung

Auch Kunst und ästhetische Erlebnisse können Resonanz hervorrufen, wenn sie uns nicht nur intellektuell ansprechen, sondern uns emotional und existenziell berühren. In der Kunst geht es nicht um einen bloßen Konsum von Inhalten, sondern um eine tiefere Erfahrung und das Gefühl, dass das Kunstwerk auf uns „antwortet“ und etwas in uns auslöst, ja im besten Sinne in uns vielleicht sogar etwas initiiert und uns verändert. In solchen gelingenden Resonanzmomenten fühlt sich unsere Seele berührt und öffnet sich für den Eindruck, um sich vielleicht sogar in das Kunstwerk hinein zu verschenken.

Resonanz und Entfremdung

In der modernen, technologisierten Welt, die von Geschwindigkeit, Effizienz und Kontrolle geprägt ist, haben viele Menschen das Gefühl, von der Welt entfremdet zu sein. Sie erleben die Welt nicht mehr als resonant, sondern als etwas, das sie beherrschen, manipulieren oder optimieren oder dem sie ungeachtet Ihrer EigenRhythmen oder Selbstgestaltungswünsche zuarbeiten müssen. Dies führt zu einer Krise der Resonanz, in der Menschen die Verbindung zur Welt verlieren und zunehmend ein Gefühl der Leere oder der Sinnlosigkeit erfahren. In vielen modernen Gesellschaften erleben Menschen ihre Arbeit als entleert, als nicht mehr resonant, weil sie sich häufig als bloße Zahnräder in einem riesigen Maschinenrad sehen und keinen direkten Bezug zu den Auswirkungen ihrer Arbeit auf das Leben anderer Menschen haben. Es fehlt die Sinnstiftung und oftmals auch der schöpferische Spielraum. Auch die Überflutung mit Informationen und der ständige Druck zur Beschleunigung tragen dazu bei, dass wir das Gefühl verlieren, in Resonanz mit der Welt zu sein. Resonanz könnte also auch als Gegenentwurf zur Beschleunigung gesehen werden. Die moderne Gesellschaft gerät durch den ständigen Drang nach schnellerer Effizienz und Produktivität immer mehr aus dem Gleichgewicht. Die Folge ist, dass Menschen das Gefühl haben, immer weniger Kontrolle über ihr Leben zu haben und weniger Raum für tiefere Erfahrungen der Resonanz zu finden. Resonanz stellt für mich die zentrale Antwort auf diese Beschleunigung dar. Es geht dabei um eine Verlangsamung, ein Innehalten und eine bewusste Entscheidung, mit der Welt und den Menschen auf eine tiefere, mehr empathische und bedeutungsvollere Weise zu interagieren, miteinander „in Schwingung“ zu geraten. „Wir sind Energie“. Wenn Energie mit der Welt resoniert, klingen die verschiedenen Wirklichkeiten miteinander und im Klingen bringen sie sich gegenseitig ins Schwingen. Wer miteinander schwingt, fühlt sich verbunden, empfindet sich sogar als „Eins“. Das Konzept der Resonanz ist letztendlich eine Antwort auf die Entfremdung und die Krise der modernen Welt, die durch die Beschleunigung von Zeit, Kommunikation und sozialen Prozessen geprägt ist. Resonanz beschreibt eine tiefere, wechselseitige Beziehung zwischen dem Individuum und seiner Welt, in der nicht nur der Mensch die Welt prägt, sondern die Welt auch den Menschen prägt. Diese Resonanz ist ein zentrales Element für das Gefühl von Bedeutung, Selbstwert, Verbundenheit und Lebensqualität. In einer Welt, die zunehmend von Entfremdung und Geschwindigkeit geprägt ist, bietet Resonanz eine Möglichkeit, wieder in einen lebendigen, aktiven Austausch mit der Welt zu treten und sich als Teil der Welt wahrzunehmen. Die Welt geht uns dann wieder etwas an, sie berührt uns, sie bewegt uns und sie erregt uns und wir umgekehrt die Welt. Wir nehmen uns also gegenseitig wahr, wir spüren uns, zwischen uns entsteht Energie, Beziehung, Bewegung miteinander oder gegeneinander, wir stoßen uns an und wir tarieren uns aus. Wir lernen wieder berührbar zu werden und zu spüren wie es uns geht. Wir gehen uns wieder etwas an und wir sind verantwortlich füreinander. Wir erleben uns im sinnlichresonierenden Sinne als Teil der Welt.

Resonanz in der Psychologie

Das Konzept der Resonanz in der Psychologie und Philosophie ist besonders interessant, weil es weit über das rein Physikalische hinausgeht und tief in das menschliche Erleben und die Kommunikation eindringt. Resonanz beschreibt hier eine Art von „emotionaler oder intellektueller Harmonie“, bei der etwas mit uns in Einklang tritt, sodass wir darauf reagieren, als ob es eine tiefere Bedeutung oder Wahrheit enthält.

In der Psychologie wird Resonanz oft verwendet, um die emotionale Reaktion auf bestimmte Ereignisse, Erlebnisse oder zwischenmenschliche Begegnungen zu beschreiben. Wenn etwas mit uns „resoniert“, bedeutet das, dass es in uns etwas anstößt, das tief verwurzelt ist – sei es ein bestimmtes Gefühl, eine Erinnerung oder ein unbewusstes Bedürfnis. Es gibt verschiedene Dimensionen, in denen Resonanz eine Rolle spielt. Resonanz kann sich bis zur Initialzündung, die Welt neu zu betrachten, eine neue Perspektive plötzlich als Wirklichkeit zu erleben oder sich aus einem Raum der bisher fremd bzw. unbeschrieben war, auf neue Weise handelnd zu erleben, ausweiten.

1. Resonanz in zwischenmenschlichen Beziehungen

Ein wichtiger Aspekt der Resonanz in der Psychologie ist, wie wir auf andere Menschen reagieren. Bestimmte Verhaltensweisen, Worte oder Gesten können bei uns starke emotionale Reaktionen hervorrufen, weil sie mit unseren eigenen Erfahrungen oder Gefühlen übereinstimmen. In der Psychotherapie, insbesondere in der Bindungstheorie, wird Resonanz oft als ein Schlüsselmechanismus verstanden, durch den sich Menschen miteinander verbinden. Wenn jemand in einer Beziehung auf eine Weise reagiert, die uns „anspricht“, kann das eine tiefe emotionale Reaktion hervorrufen, die zu einem Gefühl der Nähe, des Verständnisses oder der Heilung führt. Aber auch erfahrene Dissonanz kann verbinden. Resonanz ermöglicht fühlbar, dass wir uns nicht alleingelassen fühlen, sondern mitfühlende Zeugenschaft erfahren, manchmal in Begebenheiten die einmal sehr belastend waren und ungesehen blieben.

2. Selbstresonanz und die Bedeutung von Werten

Resonanz kann auch ein Zeichen dafür sein, dass etwas mit den eigenen inneren Werten oder der persönlichen Identität im Einklang steht. Etwas, das mit den eigenen Überzeugungen oder Wünschen übereinstimmt, „resoniert“ mit dem Selbst. Dies ist oft der Fall, wenn Menschen sich in bestimmten sozialen oder kulturellen Kontexten zugehörig fühlen oder wenn sie auf eine Idee oder Philosophie stoßen, die ein Gefühl der Authentizität oder der inneren Kohärenz erzeugt. Dahinter stehen oft Haltungen oder Sichtweisen auf bestimmte menschliche Themen und Prozesse.

3. Resonanz in der Verarbeitung von Traumata

In der Traumabewältigung oder in der Psychotherapie allgemein kann Resonanz auch ein wichtiger Mechanismus sein. Es kann Momente geben, in denen Menschen auf Geschichten oder Erfahrungen anderer so stark reagieren, dass sie ihre eigenen traumatischen Erlebnisse wiedererkennen oder verarbeiten. Diese Resonanz auf die Erfahrungen anderer kann ein Katalysator für Heilung sein, weil sie das Gefühl gibt, nicht allein zu sein und dass andere ähnliche Schmerzen erlebt und möglicherweise sogar bestanden haben. So erfahren als Supervisor eines Kriseninterventionsteams, in dem viele der Ehrenamtlichen selbst schwere traumatische Hintergründe hatten. Auch in therapeutischen Gruppen trifft man genau auf dieses beschriebenen Phänomen.

Resonanz in der Philosophie

In der Philosophie hat Resonanz eine eher metaphorische Bedeutung, die oft mit Echtheit, Bedeutung und Erkenntnis verbunden ist. Der Begriff wird verwendet, um die Idee zu beschreiben, dass eine philosophische Wahrheit oder Idee nicht nur verstanden, sondern auch tief empfunden oder erfahren werden muss. Resonanz in der Philosophie kann somit als ein Hinweis darauf verstanden werden, dass eine Idee oder eine Wahrheit mit dem inneren Verständnis des Menschen im Einklang steht.

1. Resonanz als Grundprinzip der Erkenntnis

In der Philosophie, insbesondere im Existentialismus und in der Phänomenologie, kann Resonanz als ein Weg verstanden werden, wie Menschen eine tiefere Verbindung zur Welt und zu sich selbst erfahren. Ein Beispiel ist die Philosophie von Martin Heidegger, der das Konzept des „In-der-Welt-Seins“ betont. Für ihn ist die Resonanz zwischen einem Menschen und seiner Welt ein entscheidender Aspekt des Lebens – nicht nur im intellektuellen, sondern auch im existenziellen Sinn. Resonanz beschreibt hier das Erleben der Welt, das als tief miteinander verknüpft und nicht nur als abstrahierte, objektive Realität erfahren wird.

2. Resonanz als Verbindung von Individuen und der Welt

Der deutsche Philosoph Hans-Georg Gadamer hat den Begriff der Resonanz in seiner Hermeneutik verwendet, um zu erklären, wie Dialog und Kommunikation als Prozess des gegenseitigen Verstehens funktionieren. Resonanz ist für Gadamer ein zentrales Element in der „Verstehensbewegung“, die nicht nur durch Worte, sondern auch durch eine tiefere empathische Verbindung zwischen den Gesprächspartnern entsteht. Ein Dialog kann nur dann erfolgreich sein, wenn er mit einer Resonanz im Inneren der Gesprächspartner verbunden ist, wenn beide ihre „inneren Stimmen“ wirklich hören und aufeinander eingehen.

3. Resonanz in der Ästhetik

In der Ästhetik der Philosophie, insbesondere bei Denkern wie Theodor W. Adorno und Martha Nussbaum zum Beispiel, wird Resonanz oft verwendet, um zu beschreiben, wie Kunst und Schönheit in uns eine starke emotionale oder intellektuelle Reaktion hervorrufen. Eine Kunstform, die „resoniert“, geht über das bloße Verstehen oder Betrachten hinaus – sie spricht uns auf einer tieferen Ebene an, aktiviert emotionale oder kognitive Prozesse, die uns dazu bringen, uns selbst und die Welt um uns herum anders zu verstehen.

4. Resonanz und ethische Verantwortung

In der Ethik kann Resonanz auch eine Rolle spielen, indem sie das Verständnis von Verantwortung und zwischenmenschlichem Mitgefühl vertieft. Eine ethische Handlung kann als resonant beschrieben werden, wenn sie aus einem tiefen Verständnis der Verbindung zwischen dem Handelnden und dem anderen Menschen hervorgeht. Resonanz hier ist der Moment, in dem wir uns mit dem Leid eines anderen identifizieren und daher Verantwortung übernehmen, weil wir die gemeinsame Menschlichkeit spüren.

Resonanz in der Psychologie und Philosophie verweist auf ein tiefes, oft unbewusstes Erleben von Kohärenz und Verbindung – sei es mit anderen Menschen, mit eigenen Werten oder mit größeren, universellen Wahrheiten. Sie ist nicht nur eine intellektuelle Reaktion, sondern ein ganzheitliches, räumliches Erleben, das uns hilft, uns selbst und die Welt um uns herum in ihrer Tiefe zu verstehen und zu erfahren und somit auch als gleichwürdig zu empfinden. Sie spielt eine zentrale Rolle in zwischenmenschlichen Beziehungen, der Bewältigung von Traumata, der Kunst und der Philosophie – und ist eine Quelle der Verbindung, die sowohl auf individueller als auch auf kollektiver Ebene Bedeutung hat.

Die Menschheit wird von der Zukunft her in eine neu zu gestaltende Gegenwärtigkeit gerufen, anstelle von Welterweiterung im Sinne von mehr, reicher, weiter besser, geht es darum, Resonanzfähigkeit zu entwickeln. Jede/r nimmt jede/n wahr und berücksichtigt ihn/sie in seinem Handeln, in seinem Denken, die Welt natürlich miteingeschlossen. Denn Welterweiterung als solche ist nicht unbedingt ein Weg zu mehr Lebensqualität oder zu einem tieferen, erfüllten Dasein. Wir sollten die Orientierung an Wachstum und Quantität viel mehr in Frage stellen und unsere Resonanzfähigkeit und die Qualität unserer Beziehungen zur Welt und zu anderen Menschen viel mehr in den Vordergrund stellen, anstatt immer nur nach mehr zu streben. Wer ein Augenmerk auf die Qualität der Beziehungen richtet, nimmt auch die Auswirkungen war, die von bestimmten (Nicht-) Beziehungsqualitäten ausgehen. Mit der wiedererwachten Resonanz spüren wir auch wieder die Wirkungen und Auswirkungen.

In seiner Kritik an der modernen Gesellschaft, die durch eine Beschleunigung der Zeit und eine Kultur des unaufhörlichen Wachstums geprägt ist, stellt Hartmut Rosa den grundlegenden Unterschied zwischen „Welterweiterung“ im klassischen Sinne (mehr Konsum, mehr Mobilität, mehr Reichtum, mehr Fortschritt) und der Idee einer Resonanzfähigkeit, „die jede Zelle zum Lächeln bringt“ heraus. Er sieht die stetige Erweiterung der Welt im Sinne von mehr Dingen, mehr Wissen oder mehr Aktivitäten als eine illusorische Lösung, die nicht zu tieferer Erfüllung führt. In meiner Arbeit benutze ich oft das Bild, von Zellkindern, die in uns wohnen und die sich je nachdem, welche Haltung wir zu ihnen einnehmen, ob wir fürsorglich sind, abweisend, fordernd, eher lächeln, tanzen oder traurig sind und schmollen.

1. Beschleunigung und Entfremdung

Rosa argumentiert, dass die ständige Erweiterung der Welt und die damit verbundene Beschleunigung eine Entfremdung von der Welt und von uns selbst zur Folge haben. Der Fokus auf immer mehr – sei es in Bezug auf Konsum, Arbeit oder Wissen – führt dazu, dass wir uns zunehmend von der qualitativen Dimension des Lebens entfernen und tatsächlich glauben, dass es nützt uns, wenn wir die Welt quantitativ messen. Die Welt wird zunehmend als etwas zu beherrschendes, zu optimierendes Objekt wahrgenommen, und wir verlieren die Fähigkeit, auf tiefere, resonante Weise mit ihr in Kontakt zu treten.

Die Idee von mehr und besser ist in diesem Kontext eine Art „Flucht nach vorne“, die letztlich keine wahre Verbindung zur Welt schafft, sondern nur eine ständige Ablenkung von den wirklich tiefgehenden und bedeutungsvollen Erfahrungen bewirkt. Sie verhindert auch, wahrzunehmen, was ist und darauf adäquat zu reagieren. Diese Idee macht uns kopflos, ohne inneren Stand von dem aus wir bewerten und entrückt uns der Wahrnehmung natürlicher, fragiler Zusammenhänge.

2. Resonanzfähigkeit als Gegenpol

Statt nach „mehr“ zu streben, schlägt Rosa vor, unsere Resonanzfähigkeit zu entwickeln und zu fördern. Resonanz bedeutet, dass wir uns auf eine tiefere, authentische Weise mit der Welt verbinden, dass wir nicht nur mit Dingen umgehen oder sie verändern, sondern auch von ihnen verändert werden. Resonanz ist also ein Prozess der gegenseitigen Beeinflussung und des Austauschs zwischen dem Individuum und seiner Umwelt, der nicht auf Wachstum, Vermehrung oder Expansion abzielt, sondern auf ein echtes, lebendiges Erleben und Verstehen. Dazu gehört auch nachklingen lassen, selbst resonierend reifen lassen - geduldig abwartend, bis potentielle Handlungsgestalten oder zukunftsfähige Antworten aus dem eigenen Bewusstseinsraum aufscheinen. Resonanz schafft auch Bewusstsein und Erkennen, dass Nicht-Resonanz uns auch zum Täter werden lassen kann. Wer nichts fühlt und nichts spürt, kann ja auch in seinem Handeln nichts mitberücksichtigen oder vorausschauend einbeziehen.

Das bedeutet, dass wir lernen müssen, die Welt zu erleben und zu verstehen, nicht in einer Weise, die uns immer weitertreibt und überfordert, sondern indem wir uns mit ihr harmonisch und achtsam, auf gegenseitige Achtung und Ausgleich bedacht, verbinden. Resonanz hat hier nichts mit der schieren Menge an Erfahrungen oder „Erweiterungen“ zu tun, sondern mit der Qualität der Beziehungen, die wir zur Welt und zu anderen Menschen aufbauen. Statt immer neue Bereiche der Welt zu erschließen, geht es darum, mehr Tiefe, mehr Aufmerksamkeit und mehr Resonanzfähigkeit in das, was wir bereits haben, zu investieren.

Resonanz als „Antwort“ der Welt

Ein weiterer wichtiger Punkt ist, dass Resonanz nicht nur von uns ausgeht, sondern auch die Welt aktiv auf uns reagiert. Resonanz ist also eine wechselseitige Beziehung, bei der die Welt uns als lebendig und bedeutungsvoll erscheint. Es geht nicht um eine rein egozentrische Welterweiterung, sondern um das Erleben einer aktiven, wechselseitigen Wechselbeziehung mit der Welt. Die Welt antwortet auf unsere Handlungen und Gedanken und gibt uns auf diese Weise Antworten und Rückmeldungen, die unser Leben bereichern und verändern können. Sie reagiert auf uns und auf das, was wir bewegen.

In dieser Perspektive ist das Streben nach mehr und weiter nicht das Ziel, sondern das Verlangen nach einer tieferen, ehrlicheren Resonanz mit dem, was bereits existiert. Das bedeutet, dass wir in der heutigen Welt, die von einer Kultur des Wachstums und der Expansion geprägt ist, unsere Haltung und Perspektive verändern müssen. Statt nach mehr zu streben, sollten wir uns fragen: „Wie können wir die vorhandenen Verbindungen zu uns und der Welt vertiefen und die verschiedenen Bewegungen des „anderen“ mit einbeziehen und berücksichtigen Lernen, um sie im besten Sinne stärken?“ „Wie können wir entstehenden Ungleichgewichten ausgleichend entgegenwirken?“

Resonanz in der Praxis bedeutet Verlangsamung und Achtsamkeit

In der Praxis schlägt Rosa vor, dass wir unsere Aufmerksamkeit nicht mehr nur auf das quantitative Wachstum richten, sondern auf das Erleben von Resonanz in unserem Leben. Das bedeutet, dass wir Verlangsamung üben, achtsam sind und uns bewusst auf die Dinge einlassen, die uns wirklich berühren und mit denen wir uns tief verbunden fühlen. Die Resonanzfähigkeit ist ein aktiver Prozess, der Raum für intensivere und tiefere Erfahrungen schafft, statt in einer Welt zu leben, die uns mit ständiger Geschwindigkeit und Ablenkung überfordert und ganz nebenbei durch unsere Nicht-Wahrnehmung und Nicht-Beachtung zugrunde geht.

Sofern Sie, lieber Leser, liebe Leserin, Resonanz mit diesen Gedanken, Gefühls- und Denkarchitekturen verspüren, haben Sie ja vielleicht auch erkannt, dass Psychotherapie eine Möglichkeit sein kann, für sich einen Lernraum zu schaffen, um wieder resonanzsensibler zu werden. Das wiederum führt zu mehr Nachhaltigkeit und Resilienz im Umgang mit uns selbst, aber auch im Hinblick auf unseren Lebensgrund, die Erde.

30. April 2025 / Joachim Armbrust


Psychotherapie und Achtsamkeit

Beim Ringen um Veränderung stehen wir oft an dem Punkt, dass wir das Problem mit dem Verstand durchaus gut erkennen, aber die Lösungsversuche funktionieren nicht. An dieser Stelle hilft uns innere Achtsamkeit, eine Form der Aufmerksamkeit, die sich in den meditativen Disziplinen schon seit Jahrtausenden bewährt hat.

Die langsame Schulung der inneren Achtsamkeit baut eine immer stabiler werdende Bewusstseinsposition auf, die uns mehr und mehr erlaubt, die Bestandteile und die Gestaltung des inneren Erlebens zu erforschen.

Zunächst bekommen wir ein besseres Gespür und Gefühl für die Fragen unseres Lebens, und schließlich können wir zu den Grundlagen unserer Selbstorganisation Zugang finden, dem „roten Faden“, der sich oft wie in einem Webmuster durch viele Bereiche unseres Lebens zieht. Die nicht-bewussten automatischen Steuerungsfaktoren werden allmählich ins Bewusstsein gehoben und durch eine immer umfassender werdenden „Selbstführung“ organisiert. Letztlich führt der Weg der Achtsamkeit zu den Kräften der Selbstheilung und der inneren Weisheit.

Wahrnehmen, fühlen, denken, handeln
Im Zentrum von Bewegung, Sozialerfahrung, Körpererfahrung, Gefühlen, Sprache bzw. Sprechen und Kognition steht die Wahrnehmung. Alles ist nichts ohne Wahrnehmung und Achtsamkeit. Unsere Wahrnehmung ist es, die uns hilft, Schöpfer unserer Gedanken zu sein und damit Schöpfer unseres künftigen Seins.

Achtsamkeit, wache Aufmerksamkeit, annehmen, was ist, wahrnehmen, was ist, Konzentration, wertfreie Wahrnehmungsschulung, nachspüren, zulassen, be-greifen, die Wirklichkeit anerkennen, auf die Wahrheit hören, in die Stille lauschen, das Unhörbare hören, das kaum Vernehmbare erkennen, verstehen, einwilligen, zustimmen, ja sagen zur eigenen Existenz.

Wirklichkeit, ist das, was wirkt. Das Eigentliche sichtbar machen, zum Ursprung hinfinden, sich im eigenen Wesen erkennen, sich dem eigenen Wesenskern annähern, den Keim hegen und pflegen, aus der Quelle schöpfen, innere Kräfte wecken, sich der eigenen Person annehmen und sie zum Klingen/Tönen bringen, Durchdringung des Seinszustandes.

In dem Maße, wie wir die Verbindung zu unserem Wesensgrund und der Lebenskraft verlieren, fühlen wir eine Leere in uns, eine Einsamkeit, einen Mangel. Wenn es uns gelingt, uns diesen Gefühlen zu stellen, geschieht dadurch paradoxer Weise eine Öffnung.

Es ist nicht leicht in Zeiten innerer Verwirrung die widerstrebenden Gefühle festzuhalten und anzunehmen und darauf zu vertrauen, dass die innere Wahrheit uns führt und uns von der noch nicht gelebten Zukunft her wieder ein Fenster in der Gegenwärtigkeit öffnet.
Aber genau diese innere Wahrheit führt uns, wenn wir nicht versuchen unseren Prozess abzukürzen oder zu umgehen, dann meldet sich eine Gewissheit tief aus unserem Inneren.
Zur Findung von Gewissheit brauchen wir aber auch die Unterstützung und Spiegelung durch andere Menschen auf unserer Reise zur Heilung und Bewusstwerdung.

Jede/r von uns trägt eine Art Lebensweisheit in sich, es liegt an uns, uns mit ihr zu verbinden. Wenn wir auf unsere Intuition hören und ihr vertrauen, wird sie uns leiten. Nur durch innere Wandlung wandelt sich das Außen, auch wenn es noch so langsam nachfolgt. Ist die innere Mitte stark und geordnet, so bleibt es nicht aus, dass das Wirrsal der Peripherie sich allmählich klärt und sich wie von selbst ordnet um die Klarheit der inneren Mitte. Achtsamkeit ist der Schlüssel, der das noch Verborgene öffnet.

Aus meiner Sicht wird die Qualität der Selbstorganisation eines Menschen durch den Fluss von Informationen bestimmt. Wie verschiedene Anteile einer Person zusammenarbeiten, hängt davon ab, was sie voneinander und über die Außenwelt wissen. Interne Modelle der Wirklichkeit eröffnen und begrenzen die Verhaltens- und Erlebnismöglichkeiten. Worte kennzeichnen und bewegen dabei die symbolischen Ebenen, auf denen diese Art von Informationen gespeichert und verändert werden kann. Worte sind auch eine wichtige Art, wie Eltern mit dem inneren Erleben ihrer Kinder in Verbindung bleiben können und so Sorge tragen, dass sich Begleiter und Begleiteter nicht in verschiedenen Welten befinden, sondern wirklich sich zusammen bewegen.

"Die Möglichkeitsgrenzen des Dialogischen sind die des Innewerdens."
Es verlangt Mut, weil wir für alles offenbleiben müssen, was sich in der Begegnung entwickelt. Das ist Gehen auf einem "schmalen Grat". Möglichkeiten durch bereits vorab festgelegte Kategorien auszuschließen, heißt einen bedeutungsvollen Dialog abzuwürgen. Es verlangt Mut, unzählige Spannungen in enger und fruchtbarer Beziehung zueinander zu halten, ohne ihren vollen Entwicklungsprozess abzubrechen und ohne ihn voraus zu wissen…

Offen bleiben für die Entfaltung dessen, was ist oder was werden will. Dem Sein zu vertrauen, dem unbekannten ins Gesicht schauen. Gleichzeitige Verbundenheit und Getrenntheit, verharren indem was war und gleichzeitig gerufen werden in das, was noch nicht ist. Im Spannungsfeld dieser Kräfte mitfühlend und vertrauensvoll Raum halten lernen, für das was werden will.

14. April 2025 / Joachim Armbrust


Rivalitäten - Wie du mit Eifersucht zwischen Geschwistern umgehen solltest | BUNTE.de

Artikel in BUNTE.de - Rivalitäten - Wie du mit Eifersucht zwischen Geschwistern umgehen solltest

6. November 2024 / Joachim Armbrust


"Eine Frage des Vertrauens" in klein & groß 10/2024

Artikel "Eine Frage des Vertrauens", in klein & groß, 10/2024, Autor: Joachim Armbrust

28. Oktober 2024 / Joachim Armbrust


IKIGAI – was das Leben lebenswert macht

Japanische Philosophie als psychotherapeutische Begleithilfe für Menschen, die auf Ihrem Selbstfindungsweg Begleitung und Unterstützung suchen.

Autor: Joachim Armbrust

Artikel bei raum & zeit

Es geht beim japanischen IKIGAI um nicht weniger, als den Sinn des Lebens – und da gibt es viel zuentdecken. Die Suche ist eine Reise zu dir selbst, auf der du viel Neues über das Leben, - über dein Leben -, lernen kannst. IKIGAI ist ein Weg, der darauf abzielt, das persönliche Glück und die innere Zufriedenheit, sowie die unterstützende Resonanzfähigkeit mit sich selbst, durch die Identifikation mit dem eigenen Tun, - das sich aus den angelegten, persönlichen Schätzen ergibt, - und dem Verfolgen von Leidenschaften und Zielen, zu fördern. Dabeistehen nicht die Ergebnisorientierung, der eigene Anspruch an sich selbst oder der Vergleich mitanderen im Vordergrund, sondern die schöpferisch gestaltete Gegenwärtigkeit und das damit verbundene erfahrbare Tun.
„Finde dein persönliches IKIGAI, deinen inneren Leitfaden, der dich führt und an dem du deine Erlebnisse im Alltag messen und zur ordnenden und befriedenden Erfahrung machen kannst. “IKIGAI erzeugt das Gefühl, dass wir uns in der Zukunft bewegen, dass wir dort schon sind, was wir in der Gegenwärtigkeit werden wollen und von der Zukunft her zur Verwirklichung des noch Ungelebten gerufen werden. Das kann sich sehr sinnstiftend und herzöffnend auf uns auswirken und dazubeitragen, dass wir uns auf jeden gelebten Moment freuen, weil er etwas noch Ungelebtes Gestaltgewinnen lässt. Mit der gelebten Erfüllung einer erst nur vorausgedachten Gestalt fließt uns aus der Zukunft das Gefühl von schöpferischer Wirksamkeit, von Glück und Freude in der Gegenwärtigkeit zu. Was können wir uns über die japanischen Wortstämme des Wortes an dazu verwandter Bedeutungableiten?
„Iki“ steht für Leben, Geburt, Alltag
„Kai“ steht für Wert, wertvoll
Ikigai nutzen Japaner/innen, wenn sie zum Ausdruck bringen wollen, dass etwas „lebenswert“ ist oder etwas das Leben „wertvoll“ macht. Dies kann viel mehr als unser Berufsleben sein. Es kann etwas ganz Persönliches sein. Es kann all das sein, was du für wertvoll hältst. Ikigai wird lebendig, wenn wir es in seiner Offenheit und in seiner Weite begreifen. IKIGAI beinhaltet das ganze Spektrum. Die Komplexität von IKIGAI spiegelt die gesamte Komplexität des Lebens selbst wider. Das gilt auch für unseren je eigenen Lebenssinn, den wir uns kreieren. Ikigai ist individuell, es drückt sich darin nichts feststehendes, sondern ein Tätigsein aus. IKIGAI können wir in allen Lebensmomenten erfahren, bei einem Sonnenaufgang, bei einer freundlichen Begegnung, wenn wir uns durch einen anderen Menschen in einem ureigenen Wesenszug erkannt fühlen oder auch, wenn uns etwas plötzlich glückt, an dem wir lange gefeilt hatten. IKIGAI kann uns im Alltag begleiten als eine kontinuierlich immer wieder neu erlebte Qualität, wenn wir es schon länger einladen oder es kann uns überraschen, wenn wir am wenigsten damit rechnen. Der Qualität von IKIGAI können wir also in Großen wie in kleinen Dingen des Lebens begegnen. Das macht IKIGAI so vielfältig wie das Leben selbst.
Die japanische IKIGAI-Philosophie lädt uns ein, in unserem Alltag Bewusstsein für unsere Werte und unseren persönlichen Lebenssinn zu entdecken und zu entwickeln. Es ist etwas sehr Persönliches. Wenn wir es auf unserer Lebensreise entdecken und entwickeln, entsteht so eine Art innerer Kompass, der uns Orientierung, Halt, Sicherheit, aber auch ein Ermahnen, Aufmerksam-machen und Geführt-werden mit auf den Weg gibt. IKIGAI führt uns fernab von Schablonen und vorgefertigten Handlungshülsen, die standardisiert und gängig sind. IKIGAI ist eine vorausgeworfene Verheißung, die besagt, dass da draußen in der Gegenwärtigkeit etwas auf uns wartet, das uns glücklich macht. Neben einer Bereitschaft zur Offenheit und Gelassenheit, braucht es vor allen Dingen Intuition, die sich mit wachsender Erfahrung immer mehr ausbildet und ausdifferenziert. Wenn wir uns für IKIGAI öffnen und wach dafür sind, dann dürfen wir einfach im wachen, aufmerksamen Tätigsein abwarten, denn dann begegnen wir unserem IKIGAI wie von selbst und unser IKIGAI findet uns.
IKIGAI lebt vom Respekt und der Achtung gegenüber den vielfältigen, lebendigen Daseinsformen unseres Lebens, aber auch materielle Wirklichkeiten, wie zum Beispiel Gegenstände, sind eingeschlossen. Für IKIGAI dürfen wir die getaktete, ergebnisorientierte Zeit verlassen und uns in eine Raumqualität von Zeitlosigkeit, Stille und Hellhörigkeit begeben. Unser werdendes IKIGAI lebt von unserer Offenheit und unserer wachen, sensiblen Aufmerksamkeit für die scheinbar kleinen Dinge im Leben. Wir werden nach und nach spürbar erfahren, dass es genau diese kleinen Dinge sind, die unserem Leben fast sinnlich-erfahrbar Erfüllung schenken. Unser IKIGAI lebt von unserer Wahrnehmungsbereitschaft dafür, dass jeder Moment kostbar und vergänglich ist. Wir können ihn nutzen oder vorüberziehen lassen. Er wird sich so jedenfalls nicht wieder wiederholen. IKIGAI hat auch etwas mit Vertrauen ins Leben zu tun. Darauf vertrauen, dass das Leben, das uns sogemeint hat, wie wir sind, uns spüren lässt, dass Wege beim intuitiven Gehen entstehen. IKIGAI wäre unvollständig ohne die Berücksichtigung unserer Wurzeln. Wurzeln erinnern uns an unsere Werte; vertraute und eingeübte, bewusste Gewohnheiten geben uns Stabilität und erinnern uns, was über die Ahnenreihen hinweg an Tragfähigem entstanden ist und uns immer noch trägt. Ein lebendiges und tragendes IKIGAI gestaltet immer wieder neu die Erfahrung von Harmonie und persönlichem Frieden, bis dahin, dass diese Qualitäten uns in Kontinuität begleiten. Oft stolpern Menschen in die Erfahrung von IKIGAI mehr hinein, als dass sie es zielgerichtet gesucht hätten. Es ist vielmehr die bewusste oder unbewusste Beschäftigung mit Themen, die unsere Wahrnehmungsbereitschaft in eine bestimmte Richtung erhöht und sensibilisiert und uns dadurch Türen der Erfahrung öffnet.
Mieko Kamiya formulierte sieben Dimensionen, die unser IKIGAI fördern: Lebenszufriedenheit, Wachstum und Veränderung, die Vorstellung einer hinreichend guten Zukunft, sowie Resonanz, im Sinne von, mit jemandem in Einklang sein, mit jemandem auf einer Welle schwingen, des weiteren Freiheit, Selbstverwirklichung, Bedeutung und Wert. Eine ganz wichtige Qualität bei der Verfolgungdieser Dimensionen ist dabei Gelassenheit. Es geht nicht um Perfekt sein oder um Konkurrenz, sondern es geht um kleine Schritte der erfüllenden Annäherung an etwas. Aus einem Objekt ein Subjekt machen, einen Draht herstellen, der resoniert.
Für viele Menschen ist das kreative Schaffen die Quelle ihres IKIGAs. Wieder andere Menschenfinden ihr IKIGAI in der Bewegung, durch die Wirkung, die diese Bewegung auf ihren Geist und ihrseelisches Befinden hat. Andere beim Laufen, weil sie es lieben, in einen meditativen Zustand zufallen, in dem sich eins mit der Natur, mit sich als Läufer und mit dem laufen selbst fühlen. Das entspannt sie und lässt sie ihren Alltag vergessen.

Helfen

Ich selbst habe vor einigen Jahren einen Verein mitgegründet: „Helfen hilft“. Die Idee dahinter war, dass wenn Menschen anderen Menschen dabei helfen, zu leben, dass sie das dann selbst stabilisiert, weil sie dadurch wissen, warum sie morgens aufstehen. Sie werden gebraucht. Dass wir uns selbstbesser fühlen, wenn wir anderen helfen, ist mittlerweile sogar wissenschaftlich bewiesen.

Das Leben annehmen, wie es ist

Das japanische Wort „Arugamama“ steht für: „dass die Dinge so sind, wie sie sind“. Es ist ein philosophisches Prinzip, nicht gegen die Umstände anzukämpfen, sondern sie zu akzeptieren. Ich konzentriere mich ganz auf die eine Sache, auf den einzigartigen Moment- und akzeptiere, die Dinge, so wie sie sind.

Malen

Ich selbst habe viele Jahre gemalt. Vor Beginn des Malens hatte ich in der Regel eine Idee davon, was ich malen will. Meistens machte mir irgendein spontaner Strich oder eine Farbe im wahrsten Sinne des Wortes einen Strich durch die Rechnung. Die ins Bild hinein gewordene Gestalt konnte nicht zurückgenommen werden, sie schuf eine neue Wirklichkeit, sie musste und wollte integriert werden. Meistens kam am Ende des gemalten Bildes etwas ins Bild hinein, was es erst ermöglichte, mit ihm ganz erfüllt und eins zu werden und den Ausdruck des Bildes als Selbstausdruck voll zu bejahen.

Natur – ebenfalls ein Weg mit seinem IKIGAI in Kontakt zu kommen

Ich lebe in einem alten Schulhaus am Rande des Dorfes und stehe im Grunde schon beim Verlassendes Hauses unmittelbar in der Natur. Tägliche Spaziergänge, mit oder ohne Hund, abendliches Gassi mit dem Hund gehören in meinen Tagesrhythmus. Ich vergesse dabei die Zeit, lasse meinen Gedanken und Gefühlen Raum und ich komme in eine Qualität von Resonanzfähigkeit und Hellhörigkeit, auch für das, was außerhalb von mir, also in der Natur ist. Ich höre den Eisvogel singen, den Hirsch bellen, ich sehe eine Blindschleiche sich schlängeln, ich höre die Blätter im Wind rascheln oder ein Waldrauschen. Diese feinen Wahrnehmungen helfen mir in einen Raum von wacher, aufmerksamer Zeitlosigkeit zu fallen. Diese entschleunigte Zeit, erhöht meine Wahrnehmungsfähigkeit, mein Spürbewusstsein und ich fühle mich intensiv und lebendig.

Respekt

Die feinstofflichere Art wahrzunehmen, überträgt sich natürlich auch auf Beziehungen. Je mehr wir uns auf unsere Mitmenschen einlassen, desto mehr und tiefer nehmen wir sie wahr und es entsteht eine neue, miteinander schwingende Art des in-Verbindung-tretens. Diese neue Art des respektvollen und hellhörigen Miteinanders schafft Verbundenheit und damit Verantwortung und Fürsorge füreinander. Wir laden uns gegenseitig ein zu leuchten, uns ins Licht zuholen; unseren Schatten, die uns bremsen, die Energie zu entziehen, ohne Anstrengung und Kampf. All das entsteht aus dem mitfühlenden, spürenden, respektvollen Miteinander sein.

Werte

Wenn sich unsere inneren Werte in unseren Handlungen und Entscheidungen im außen sichtbarmachen, sind wir glücklich und voller Bejahung für uns, wir erleben das Leben als lebenswert. Niemand kann uns diese Werte nehmen. Selbst in größter äußerer und innerer Not verbleibt uns dieFreiheit, wie wir uns in Lebensumständen verhalten wollen. Werte entstehen im gelebten Leben, durch die gemeinschaftliche Kultur, in der wir groß werden, über Handlungsvorbilder, die uns etwas vorleben, über eigene Erfahrungen, die uns prägen. Und daraus ergeben sich natürlich auch Aufgaben, entweder diesen gerecht zu werden oder aber eben auch, indem wir sie verändern. In einer aussitzenden und verdrängenden Konfliktkultur kann niemand gesund bleiben. Zu lernen, wie wir Konflikte, als besondere Form des Dialogs respektvoll austragen lernen können und dabei das Eigensein des Gegenübers achten lernen, um über die gemeinschaftlich getragene Auseinandersetzungsbewegung in eine Wir-Bewegung zu finden, wäre dann unsere Aufgabe. Im Hin und Her schwingen zwischen den extremen Polen unserer Werte, bildet sich nach und nach eine feine Mitte heraus, die uns trägt, uns Sicherheit und Halt gibt und die sich auch nicht so leicht verliert. Flow ist ein Zustand, in dem man sich befindet, wenn man vollkommen in einer Tätigkeit aufgeht und nichts anderes mehr wichtig ist. Wir können dies bei allen Berufen sehen: bei Ärzten, Sozialpädagogen, Werkzeugmachern, Zimmermänner, Sportlern, Künstlern, Musikern, Schriftstellern, Verkäuferinnen usw. Flow erleben wir, wenn wir in einen Zustand von Gleichzeitigkeit vonHerausforderung,- die meine Konzentration braucht -, und Können, - zu dem die Möglichkeit und dieFähigkeit gegeben sein muss, um etwas tun zu können, kommen. In diesem Zustand erleben wir Erfüllung, Glück, Lebensfreude, und schöpferische Wirksamkeit. Wir erleben uns im vollständigenEinssein mit unserem Tätigsein.

IKIGai führt zu einem Gefühl von Lebenserfüllung, Selbstwirksamkeit und Selbstverwirklichung. Das Erleben von Sinn, weckt eine Art von subjektiv gefühlter Sinnlichkeit und gleichzeitiger subjektiver Bedeutsamkeit. Wir fühlen uns mit der Welt verbunden und fühlen uns bedeutsam eingebettet in das Lebendige Da-Sein. Flow ist wie über das Wasser gehen, wenn wir daran glauben, trägt es uns, fallen wir in Zweifel und Ängste, gehen wir unter und müssen uns strauchelnd wieder zurück über Wasserbringen. Eine lebenslange Aufgabe, denn wir alle haben Bereiche, in denen Schätze von uns liegen, in denen wir uns stark fühlen, und dabei an uns, an die mögliche Veränderung und an Wachstumglauben und solche, die uns ins Zweifeln bringen, die uns verunsichern und uns das Leben nichtgerade leicht machen. Die uns somit das Gefühl von Begrenztheit erfahren lassen und damit Überwindungsenergie brauchen, um den Glauben an uns selbst zurückzugewinnen.

IKIGAI ist kein Trainingsprogramm für einige Tage, es ist eine Lebensaufgabe, um deren Erfüllung wir immer wieder neu Ringen dürfen. In der japanischen Kultur gibt es den Begriff „ganbatte“, eine Aufmunterung, die bedeutet so viel wie „bleib dran“ oder „gib dein Bestes“. Dieser wird oft an Kinder gerichtet. Zu dem Begriff gesellt sich dann noch oft das Wörtchen„kudasai“, was die Aufforderung weich macht, sie zu einer Bitte umformuliert. Dies entspricht der japanischen Grundhöflichkeit, sie drückt sowohl Ermutigung, als auch Respekt aus. Hier könnte man, unserer christlichen Kultur entnommen, hinzufügen, wenn Ihr nicht werdet wie die „Kinder“. Genau um dieses kindlich-unschuldige Ringen, auch als Erwachsener geht es. In der fortlaufenden„Anstrengung“ Dankbarkeit ausdrücken, dass uns das Leben geschenkt ist und dass wir deshalb, das Beste aus den mitgegebenen Schätzen herausleben dürfen.
IKIGAI - Quellen: Das Lächeln meiner Tochter, mein Schreiben, Begegnung im Beratungsprozess,
Spaziergang mit dem Hund
IKIGAI - Bedingungen: Im Moment sein, in wacher, aufmerksamer Gegenwärtigkeit sein, im Flow sein.
IKIGAI - Gefühle: sinnlich erlebte Schöpferkraft, Leichtigkeit, Freude ausstrahlendes Selbstgefühl,
Resonanz, verbunden mit uns, mit der Welt, mit anderen Menschen, mit dem, was wir tun,
Lebensfreude, ins Leben vertrauen, selbstbewusstes Erfahren von Selbstwirksamkeit.
Für die Japaner beginnt jede Art von schöpferischem Tätigwerden mit Hinterfragen, mit Unsicherheitund mit Noch-Nicht-Wissen. Die Japaner lassen sich davon nicht abschrecken. Sie fangen einfach an. Sie öffnen sich der Unsicherheit, die uns widerständig macht, stellen die selbst gesetzten Grenzen und Annahmen höflich, aber bestimmt, zur Disposition und legen demütig in kleinen Schritten los. Für die Japaner sind es die vielen kleinen Schritte jeden Tag, die wir tun, um in dem, was uns erfreut, dazu zu lernen, uns darin zu erfahren, uns gestaltend immer tiefer und detaillierter hineinzuleben und unser Tun so fast unmerklich weiter zu entwickeln und zur wahren Meisterschaft zu führen, in der das Tun und die Persönlichkeit letztendlich untrennbar miteinander verbunden sind. Wir brauchen den Mut des Anfangens und des Dranbleibens ohne das darin enthaltende Risiko zu scheuen und, ohnedanach zu schauen, wie andere darauf reagieren oder wie andere es machen. Wir folgen unserem Ruf und irgendwann wird dann daraus vielleicht eine Berufung…
Für die Japaner ist ein Tagesrhythmus, dann ein guter Tagesrhythmus, wenn er es erlaubt, zwischen Phasen von Anspannung und Herausforderung und Phasen von Entspannung und sich hellhörigmachen hin- und herzuwechseln. Denn nur wenn diese Bedingung gegeben ist, können wir IKIGAI auch fühlen. Ein guter Rhythmus schafft Struktur, die unsere erkannten Bedürfnisse berücksichtigt und ermöglicht es uns so umso flexibler und kreativer auf Veränderungsimpulse zu reagieren. Ebenso hilft uns ein bewusstes und regelmäßiges Reflektieren (Spiegeln), sinnlich fühlend zu erspüren, was unser Leben lebenswert macht. Es hilft uns wertvolle und initiatische Momente wahrzunehmen und zu vergegenwärtigen. Die tägliche, verinnerlichte Frage, wofür ich heute dankbar bin ist ein ständigerBegleiter in der japanischen Kultur, weil sie Teil einer Lebenshaltung ist. Wo habe ich Momente des Ein-Klangs, des Eins—Seins erfahren, welche kleinen oder großen IKIGAI-Momente habe ich erlebt. Es geht dabei auch darum, Dankbarkeit zu kultivieren. Indem wir bewusst erleben, was uns ein Gefühl von Dankbarkeit macht, wann wir uns dankbar fühlen, fängt unser neurophysiologisches System an, zu lernen, was uns dankbar macht und mit welcher Qualität von Gegenwärtigkeit dieses Gefühlverbunden ist. Es fängt an, nach solchen Momenten zu suchen oder sogar sie selbst zu schaffen, weil es spürt, dass das unserem System gut tut, dass es uns mit der Welt verbindet und dass wir in dieser Haltung Freude ausstrahlen und hohe Energie haben.
Um sein IKIGAI zu finden, muss man Klischees überwinden und auf die eigene Stimme hören. Das Empfinden von IKIGAI deutet auf eine bestimmte Geistesverfassung hin. Es gibt dem, der es fühlt, das Gefühl ein glückliches und aktives Leben aufbauen zu können. IKIGAI ist gewissermaßen eine Art Barometer, das die Lebensperspektive eines Menschen umfassend und treffend darstellt. IKIGAI gibt dem Leben Sinn und verleiht uns das Durchhaltevermögen zum Weitermachen. Wer sich dabei der Philosophie des Kleinanfangens bewusst ist, kann Widerstände überwinden, weil er sich durch die kleinen Fortschritte unterstützt und getragen fühlt. Jede/r, auch Sie liebe/r Leser/in, kann sein/ihr eigenes IKIGAI finden, kultivieren, im Geheimen langsam wachsen lassen, bis es eines Tageseigenständige Früchte trägt.
Die Sonne ist in Japan schon immer ein Objekt der Verehrung. Im Japanischen lautet der Landesname „Nippon“ oder „Nihon“, zwei alternative Aussprachen für einen Ausdruck, der „Ursprungder Sonne“ bedeutet. Für die Japaner ist es sinnvoll, synchron mit der Sonne zu leben, weil unsere biologische Uhr auf den natürlichen Tag-Nacht-Rhythmus abgestimmt ist.
Wer mit der Sonne aufsteht, ist gesegnet. Eine entsprechende deutsche Redensart lautet „der frühe Vogel fängt den Wurm“. Die Kinder werden daher auch von den Erwachsenen ermutigt, den Geist der„aufgehenden Sonne“ zu bewahren. Ein jugendlicher Geist ist ebenso wichtig für IKIGAI, wie das Gehen mit der aufgehenden Sonne. Denn der Japaner vertritt den Standpunkt, dass eine jugendliche Denkweise mit ihrer eifrig gezeigten Neugier ein Plus im Leben ist. Ebenso wichtig sind Engagement und Leidenschaft, egal wie unbedeutend das zu „Erreichen wollende“ auch sein mag. Wäre es nicht wunderbar, zeitlebens wie die Kinder bleiben zu können: Neugierig, engagiert vertieft und doch allzeitbereit, loszulassen. Denn das Loslassen ist eng verbunden mit dem „Im-Hier-und-Jetzt-Sein“, was die Kinder ja wirklich ganz besonders gut können. In der japanischen Kultur ist das „Loslassen“ aufrätselhafte Weise mit der Entdeckung sinnlicher Freuden verknüpft. Indem wir uns von der Last des Ichs befreien, können wir uns für die unendliche Welt der sinnlichen Freuden öffnen.
Negierung des Ichs klingt für manchen von uns Europäern eher abwertend. Der Ausdruck assoziiert bei den meisten von uns eher Leugnung und Ablehnung. Hier sei nun aber im Folgenden die segensreiche Auswirkung dieser Haltung im Kontext von IKIGAI beschrieben:
Wenn Sie es schaffen, den Geisteszustand des „Flow“ zu erreichen, den der in Rijeka geborene amerikanische Psychologe Mihay Csikszentmihalyi beschrieben hat, holen Sie das Beste aus IKIGAI heraus, und Dinge, wie Alltagsaufgaben fangen sogar an, Spaß zu machen. Sie werden nicht mehr das Bedürfnis nach Anerkennung für Ihre Arbeit oder Anstrengung haben, keine Belohnung irgendwelcher Art mehr suchen. Plötzlich rückt die Vorstellung in greifbare Nähe, in einem Dauerzustand von Glück zu leben, ohne das Bedürfnis unmittelbarer Befriedigung durch äußere Anerkennung. Nach Mihay Csikszentmihalyi ist Flow ein Zustand, in dem Menschen so sehr in eine bestimme Tätigkeit versunken sind, dass nichts anderes mehr zu zählen scheint. So findet man Freude an der Arbeit. Arbeit wird zum Selbstzweck statt zum widerstrebend erduldeten Mittel, um irgendetwas zu erreichen. Im Flow arbeiten Sie nicht, um Geld für Ihren Lebensunterhalt zu verdienen. Zumindest ist das nicht die oberste Priorität. Sie arbeiten, weil die Arbeit selbst unerhörte Freudebereitet. Das Einkommen ist nur ein Bonus. Ein Kernaspekt des Flows ist es also, dass die Negierungdes Ichs zur Befreiung von der Bürde des Ichs wird. Schließlich ist nicht das Ego von Bedeutung. DieGesamtheit der unendlich vielen Nuancen der Elemente einer Arbeit ist das Wichtige. Wir sind nichtdie Meister – die Arbeit ist der Meister, und im Flow können wir uns auf freudvolle Weise mit unsererArbeit identifizieren. Es sind letztendlich das Erlebnis von Kohärenz und die Wahrnehmung von Lebenszielen, die kleine IKIGAI- Splitter in unserem Leben brillieren lassen. Im Flow-Sein heißt, das im HIER UND JETZT-SEIN schätzen. Vergangenheit und Zukunft spielen in diesem Moment keine Rolle, das Glück liegt ausschließlich im gegenwärtigen Moment.
In Harmonie mit anderen Menschen und mit der Umwelt zu leben ist ein Kernelement des IKIGAI.
Soziale Sensibilität ist ein entscheidender Faktor für gemeinsame Teamleistungen. Das IKIGAI des Einzelnen fördert im freien Gedankenaustausch in der Gruppe Kreativität, wenn sie mit anderen Menschen gemeinsam umgesetzt wird. Wenn alle beteiligten Menschen sich gegenseitig in ihrer individuellen Ausprägung wertschätzen und respektieren, können sie gemeinsam ein „goldenes Dreieck“ von IKIGAI, FLOW und Kreativität verwirklichen.
In der japanischen Kultur hat IKIGAI außerdem viel damit zu tun, in Harmonie mit der eigenen Umgebung zu sein, mit den Menschen im eigenen Umfeld und der Gesellschaft in ihrer Gesamtheit – anders ist Nachhaltigkeit nicht möglich. Die Säule Harmonie und Nachhaltigkeit beinhaltet das vielleicht wichtigste und außergewöhnlichste Ethos der japanischen Geisteshaltung. Japan ist eine Nation der Nachhaltigkeit. Das betrifft nicht nur das Verhältnis der Menschen zur Natur, sondern auch die Form individueller Aktivitäten innerhalb eines sozialen Kontextes. Man sollte angemessene Rücksicht auf andere Menschen nehmen und sich der Auswirkungen der eigenen Handlungen auf die Gesellschaft als Ganzes bewusst sein. Idealerweise sollte jede soziale Aktivität nachhaltig sein. Es entspricht dem japanischen Geist, Dinge auf zurückhaltende, aber auch nachhaltige Art zu verfolgen, anstatt überschwänglich nach der kurzlebigen Befriedigung von Bedürfnissen zu suchen. Die japanische Kultur ist voller Meme und Institutionen, die IKIGAI als Antrieb für Nachhaltigkeit nutzen. Menschen sind wie ein Wald – individuell, aber doch verbunden und für ihr Wachstumvon anderen abhängig. Wenn jemand schon seit langer Zeit lebt, ist das angesichtsder Höhen und Tiefen dieser oft unberechenbaren Welt eine ziemliche Leistung.
Schließlich kommt es im langen Prozess des Lebens hin und wieder vor, dass wir stolpern und fallen. Selbst in solchen Phasen, selbst mitten in einer Pechsträhne kann man IKIGAI haben. Kurz gesagt, IKIGAI gibt es buchstäblich von der Wiege bis ins Grab, ganz egal, was in ihrem Leben passiert.
Menschen, die ihr IKIGAI finden, erleben Freuden jenseits der allzu simplen Werte des Gewinnens oder Verlierens. IKIGAI trägt dazu bei, das Beste aus Umständen zu machen, die ansonsten schwierig wären – unabhängig von der Tatsache, dass sie vielleicht schwierigsind. Wir sollten unser IKIGAI in kleinen Dingen finden. Wir sollten klein anfangen. Wir sollten im Hier und Jetzt sein. Und, am wichtigsten, wir können und sollten unserem Umfeld nicht die Schuld für einen Mangel an IKIGAI geben. Schließlich ist es unsere Aufgabe, unser eigenes IKIGAI auf unsere eigene Weise zu finden.
Zu den Vorteilen, die IKIGAI mit sich bringt, gehören Robustheit und Resilienz. – beide Stärken sind überaus notwendig, wenn etwas Tragisches geschieht. Resilienz oder Widerstandskraft ist wichtig im Leben, vor allem angesichts einer immer unvorhersehbareren oder gar chaotischen Welt.
Unter japanischen Fischern gibt es ein Sprichwort: „Unter den Planken liegt die Hölle.“ Wenn Mutter Natur einmal wütet, gibt es nichts, was man dagegen tun kann. Trotz der Risiken wagen sich die Fischer hinaus aufs Meer und tun ihr Bestes, um ihren Lebensunterhalt zu verdienen. In genau diesem Geist, rappelten sich die Menschen in dem von Erdbeben und Tsunami betroffenen Gebieten wieder auf.
Woher nehmen die Japaner die Energie zum Weitermachen? Manche finden die Quellen und Inspiration für ihre Widerstandskraft in sozialen Normen und Moralvorstellungen. Auch Bildung und finanzielle Sicherheit spielen eine wichtige Rolle, genau wie familiäre Bindungen und Freundschaften.
Ganz klar ist auch, dass die Religion eine wichtige Rolle für die Widerstandskraft des Landes spielt und immer schon gespielt hat. Und zwar eine ganz besondere Art von Religion. Die Japaner schätzen traditionell den Gedanken, dass es im Leben unendlich viele Quellen für religiösen Sinn und Werte gibt statt einer einzigen, die für den Willen einer Gottheit steht. Es besteht ein himmelweiter Unterschied zwischen einem einzelnen Gott, der uns sagt, was wir tun und wie wir leben sollen, und der japanischen Vorstellung von acht Millionen Göttern. Der eine Gott sagt uns, was gut und böse ist; er entscheidet wer in den Himmel und wer in die Hölle kommt. In der Shinto-Religion mit ihrem Glauben an 8 Millionen Götter ist der Glaubensprozess demokratischer, Shinto ist aus kleinen Ritualen aufgebaut, die Achtsamkeit für die Natur und die Umwelt ausdrücken. Japaner sehen Gottheiten in allem, was sie umgibt, von Menschen und Tieren, bis hin zu Pflanzen, von Bergen, bis zu kleinen Alltagsdingen. Selbst leblose Gegenstände können in der japanischen Wahrnehmung freundlich zu Menschen sein, solange wir ihnen gebührenden Respekt und Achtung erweisen. Dabei ist die in der japanischen Lebenseinstellung verwurzelte Achtsamkeit von der buddhistischen Tradition der Meditation beeinflusst. Die Vorstellung, die äußere Welt zu verändern, indem man sich selbst verändert –ein Kernpunkt der japanischen Zen-Tradition -, ist die Kulmination dieser Vielzahl von Einflüssen. Alles auf der Welt ist verbunden und kein Mensch ist eine Insel. Wenn die Japaner sagen, in einem Haushaltsgegenstand wohne ein Gott, heißt das, der betreffende Gegenstand sollte mit Achtung und Respekt behandelt werden. Und nicht etwa, dass der Schöpfergott des ganzen Universums auf wundersame Weise in diesem winzigen Ding Raum gefunden hat. Solche Einstellungen spiegeln sich im Handeln der Menschen wieder. Wer glaubt, dass in einem Objekt ein Gott lebe, geht anders an das Leben heran, als jemand der das nicht glaubt. Aus Sicht eines typischen Japaners ist das Leben eher ein Gleichgewicht aus vielen kleinen Dingen als etwas, das von einer übergeordneten Einheitsdoktrin diktiert wird. Aus japanischer Perspektive sind religiöse Themen willkommen, solange sie zur Vielfalt einer weltlichen Lebensgrundlage beitragen.
Für ein stabiles Gefühl von IKIGAI müssen Arbeit und Leben im Gleichgewicht sein. Tatsächlich gibt es eine enge Verbindung zwischen IKIGAI und unserer Vorstellung von Glück. Wir alle wollen glücklich sein, und wer IKIGAI hat, fühlt sich glücklicher. Nur wenige Bestandteile des menschlichen Lebens sind unerlässlich dafür, damit jemandglücklich sein kann. Trotz alledem neigen Menschen zu dem Glauben, dass ganz bestimmte Dinge im Leben notwendig sind für Glück, auch wenn sie es in Wahrheit nicht sind. Wenn wir allerdings auf einen bestimmten Lebensaspekt so stark fokussiert sind, dass wir denken, dass von dessen Erfüllung unser Glück abhängt, dann werden wir tatsächlich unglücklich sein. Mit einer Fokussierungs-Illusion, schafft man sich einen persönlichen Grund dafür, unglücklich zu sein. Es gibt keine absolute Glücksformel – jeder einzigartige Lebenszustand kann auf seine eigene Art die Grundlage für Glück bilden. Letztendlich muss man, um glücklich zu sein, sich selbst akzeptieren. Selbstakzeptanz gehört zu den wichtigsten und doch schwierigsten Aufgaben, denen wir uns im Leben gegenüber sehen. Tatsächlich gehörtes zum Einfachsten und Lohnendsten, was Sie für sich selbst tun können – ein preiswertes, wartungsfreies Rezept zum Glücklichsein.
Die Offenbarung ist, dass es paradoxerweise oft zur Selbstakzeptanz gehört, das eigene Selbst loszulassen, vor allem, wenn es um ein illusorisches Selbstbild geht, das man für erstrebenswert hält. Dieses illusorische Selbstbild gilt es loszulassen und aufzugeben, um sich selbst akzeptieren zu können und glücklich zu werden. Und das, was wir suchen, finden wir nirgendwo außer in uns selbst.
Die japanische Redensart „jünin toiro“ (zehn verschiedene Farben für zehn verschiedene Menschen) drückt die Ansicht aus, dass Menschen sehr unterschiedlich sind, was ihre Persönlichkeit, ihre Sensibilität und ihre Wertesysteme angehen. Wenn Sie Ihr IKIGAI verfolgen, können Sie nach Herzenslust sie selbst sein. Das ist natürlich, denn wir haben alle unsere eigenen Farben.
Die Vorstellung, dass ein scheinbar angepasster Mensch tiefgründige, oberflächlich nicht sichtbare Schichten individueller Persönlichkeit pflegen könnte, hat etwas Befreiendes. Außerdem könnte es sein, dass jedes Individuum tatsächlich eine ziemlich einzigartige Einstellung zum eigenen Leben aufweist. Individuelle Einzigartigkeit ist etwas, das man entdecken und erarbeiten muss, sie kann nicht einfach angenommen und beibehalten werden. Wenn man das eigene IKIGAI als das eines Individuums in Harmonie mit derGesellschaft in ihrer Gesamtheit definiert, entfällt ein Großteil vom Stress des Konkurrierens und Vergleichens. Sie müssen nicht auf die Pauke hauen, um gehört zu werden. Es reicht wenn Sie flüstern (manchmal auch nur zu sich selbst).
IKIGAI und Glück entstehen, wenn man sich selbst akzeptiert. Anerkennung von anderen ist dabei sicherlich ein Vorteil. Im falschen Kontext kann sie allerdings auch die entscheidend wichtige Selbstakzeptanz behindern. Wichtig bleibt: Alles in der Natur ist verschieden. Auch wir Menschen sind unterschiedlich - jeder und jede Einzelne von uns.
Feiern Sie Ihre Persönlichkeit! Lachen können über sich selbst, Selbstironie, können uns helfen, Frieden mit unseren Fehlern und Unzulänglichkeiten zu schließen. Lachen öffnet die abwehrende Blockade und ermöglicht so, das Bewusstsein durch frische von außen hinzugewonnene Erkenntnisse zu erweitern bzw. zu ergänzen.
Wenn Sie Angst davor haben, Ihrem wahren Spiegelbild Ihres Ichs oder Selbsts zu begegnen und ihm gegenüberzutreten, dann denken Sie daran, über sich selbst lachen entspannt und öffnet die Türen, wir können annehmen, was wir sehen, uns leicht damit fühlen und uns gleichzeitig in Selbstakzeptanz fühlen.
Letztendlich dürfte das größte Geheimnis des IKIGAI darin bestehen, sich selbst zu akzeptieren, egal, mit welchen einmaligen Eigenschaften man zufällig geboren wurde. Es gibt nicht den einen optimalen Weg zum IKIGAI, keine Landkarte für alle. Jede und jeder von uns darf herausfinden, dass Wege beim Gehen entstehen und wir dürfen im Dschungel der Möglichkeiten herausfinden, welcher Weg denn nun der ist, über den wir zum IKIGAI unserer Persönlichkeit finden. Und vergessen Sie auf keinen Fall, immer wieder herzhaft über sich selbst zu lachen, heute und an jedem neuen Tag!

Zu guter Letzt möchte ich Sie gerne mit einer Grafik in Kontakt bringen, die ursprünglich von demspanischen Astrologen Andres Zuzunaga stammt und die er 2012 veröffentlichte. Er nannte sie Sinn. Einige Jahre später stieß der Autor und Blogger Marc Winn auf das Venn – Diagramm und brachte es mit IKIGAI in Verbindung, obwohl es ohne Kenntnis von IKIGAI entwickelt wurde. Dieses Diagramm erstaunt die Japaner, denn es hat nichts mit der wahren japanischen Bedeutung von IKIKAI zu tun.
Wenn wir das Diagramm allerdings nicht zielorientiert und kognitiv für uns nutzen, sondern ergebnisoffen uns vorstellen, dass all die dargestellten Begriffe und Überschneidungen Qualitäten beinhalten, hinter denen auch göttliche Kräfte stehen, und wir uns erlauben großräumig und großherzig, diese Begriffe miteinander in Bewegung und in Beziehung zueinander kommen zu lassen und sie sozusagen miteinander „tanzen lassen“, dann entsteht ein Resonanzfeld, das in Bewegung ist und, das, wenn wir es mit unserem Selbst in Verbindung bringen, uns eine Art seismographische Gegenwärtigkeitsbefindlichkeit eröffnet. Dann können wir in wacher, mitfühlender Aufmerksamkeit mit uns selbst ein Spürbewusst-sein entwickeln, das uns unsere innere, momentane Wahrheit zeigt. Wo stehen wir gerade, wo liegt der Schwerpunkt, die Zielrichtung bzw. Ausrichtung unserer Lebenshaltung? Wir können aber auch spüren, wo die ungelebten und nicht wahrgenommenen Teile liegen, wo unsere Sehnsüchte und Entwicklungsaufgaben uns gerne hinführen wollen, um glücklicher und „vollständiger“ zu werden. Diese Art des nicht getakteten, offenen Prozesses, ist eine Art Experimentierraum und eine Art Forschungslabor, die andauernde Bewegung impliziert und über die Bewegung immer wieder neu Stabilität gewinnt. Nach dem Prinzip, „nur wer sich verliert, will sich neufinden“. Sie führt uns in Annäherungen immer mehr an das, was unsere Wesensaufgabe ist und ermöglicht uns so, sie immer mehr auch zu leben und zu verwirklichen. Wenn uns dies gelingt, erfüllt dies Diagramm die Haltung des IKIGAI, auch wenn es bei seiner Entstehung nichts davon wusste.

22. Juni 2024 / Joachim Armbrust


Die Wichtigkeit des Zusammenspiels von "Gefühlen, Nervensystem und Hormonen" für die Psychotherapie

Autor: Joachim Armbrust

Artikel bei raum & zeit

Das Nervensystem und das Hormonsystem des Menschen sind eng miteinander gekoppelt. Sie sind miteinander in einem dialogischen Prozess, der durch dynamische Bewegung, immer wieder neu stressiert und gleichzeitig Gleichgewicht und Erfüllung bzw. Entspannung sucht. Während über das Nervensystem elektrische Impulse sehr schnell weitergeleitet werden, werden Hormone als chemische Signalstoffe im Blutgefäßsystem transportiert. In den meisten Fällen sind die Hormone für das verantwortlich, was, wie und ob wir fühlen. Fast kein Hormon ist immer in der gleichen Konzentration vorhanden und wenn es zu Hormonschwankungen kommt, dann kann das auch Auswirkungen auf unsere Stimmung bzw. unser Grundbefinden haben. Das System der Hormone sorgt nicht nur dafür, dass alle Körperfunktionen reibungslos ablaufen. Es nimmt auch massiv Einfluss auf unsere Psyche. Ob wir vor Wut fast platzen oder auf Wolke sieben schweben oder ob wir unsere Lebensfreude verlieren - Adrenalin, Oxytocin oder Serotonin steuern die Emotionen. Adrenalin, Noradrenalin und Kortisol sorgen für Stress. Unser psychisches Wohlbefinden ist also eng mit dem hormonellen Profil verknüpft. Das Hormonsystem wirkt durch seine Ausschüttungen von Hormonen auf unser Nervensystem zurück. Zu Beginn dieses Jahrhunderts beobachtete der amerikanische Physiologe Walter B. Cannon, dass bei physischen oder emotionalen Reizen wie Schmerz oder Wut die Menge des Hormons Adrenalin im Blut zunimmt und daraufhin unter anderem sich der Blutzuckerspiegel erhöht und Blut aus dem Gewebe Herz, Lunge, Hirn und Muskulatur stärker versorgt: So wird der Organismus auf Kampf und Überleben bei einer vitalen Bedrohung vorbereitet. Darum sind erhöhter Blutdruck und schnellerer Puls typische Zeichen für eine stressbedingte Überaktivierung des physiologischen Systems, die der Anstieg des Adrenalinspiegels veranlasst.

Was bringt also das Hormon-System in Disharmonie?

Die Antwort ist klar und eindeutig: Stress. Stress selbst löst Hormone aus (vor allem Cortisol und Adrenalin), die wie ein Teil unserer Basishormone in den walnussgroßen Nebennieren gebildet werden. Wenn diese Nebennieren mit der Produktion der Stress-Hormone überlastet sind, dann ist keine Kapazität für ausreichende Produktion anderer Hormone mehr vorhanden. Unser ganzes Hormon-System gerät in Unordnung. Das Übermaß an Stress-Hormonen ist hauptverantwortlich für die Entgleisung unserer Hormone. Die Liste, was Stress-Hormone auslöst, ist lang und beschreibt viele der Krankheits-Ursachen in unserer hochzivilisierten Welt:

  • Stress durch Überforderung wie Unterforderung
  • Stress durch mangelnde Selbstannahme („Ich bin nicht gut genug“ usw.) bis hin zum Selbsthass
  • Stress durch Erwartungshaltungen anderer und die Erfüllung ihrer Bedürfnisse, statt den eigenen Bedürfnissen, den eigenen Befindlichkeiten und den eigenen Werten, zu folgen.
  • Stress durch Anpassung an immer neue Situationen, dem Gefühl, ihnen nicht gewachsen zu sein
  • Stress durch Einsamkeit, Isolation, das Gefühl von niemandem verstanden und geliebt zu werden
  • Stress durch Befürchtungen, Ängste, durch Zukunftsschwarzmalerei
  • Einnahme von Stresshormonen durch Fleischverzehr
  • Stress durch Umweltfaktoren (Lärm, Luftverschmutzung, klimatische Extreme)
  • Stress durch partnerschaftliche und familiäre Konflikte
  • Stress durch Gefühle von Einsamkeit und sich verloren fühlen
  • Stress durch jede Art von Suchtverhalten, auch Co-Abhängigkeit, dem aufopferungsvollen Verhalten eines Suchtkranken gegenüber
  • Stress durch innere Leere, Sinnlosigkeit im Leben, fehlende erfüllende Aufgabe, spirituelle Verzweiflung.
  • Stress durch das Selbstgefühl nicht selbstwirksam sein zu können, und deshalb bei der Bewältigung von Aufgaben zu scheitern Lassen Sie uns also nicht nur von körperlichem und emotionalem Stress sprechen, sondern auch von mentalem und spirituellem Stress. Und damit schließt sich der Kreis des Dreiklangs Körper, Geist und Seele.

Wie können wir lernen, unsere Hormone selbst zu steuern?

Wir dürfen uns bewusstwerden, dass wir schon immer unsere Hormone steuern, wenn auch unbewusst. Wenn wir zu viel belastenden Stress in unserem Leben dulden, dann hat das Auswirkungen auf unsere Hormone. Dann werden sie selbst zur Last. Hormone als Last sind ein Spiegel für belastenden Stress. Hormone dienen allerdings nur gehorsam unseren „Anweisungen“. Sie können ja nicht ahnen, dass unsere Anweisungen aus unbewussten Ängsten, aus Perfektionsansprüchen, Groll oder Verzweiflung gespeist sind. Sie werten nicht und nehmen unsere Signale beim Wort. Bringen wir in diese unbewusst ablaufenden Prozesse Bewusstsein, werden wir also zum mitfühlenden Beobachter unserer Selbst, und leiten über unser mitfühlendes und liebendes Bewusstsein Tiefenatmung ein, senden wir an das limbische System und speziell an die Amygdala über Entspannung Entwarnung und Beruhigung als Wahrnehmungsqualität. Nur Mut! Kleine Veränderungen bewirken hier schon Großes. Bevor wir in unser Hormon-System direkt eingreifen, sorgen wir erst einmal dafür, dass wir die Produktion von Stress-Hormonen drastisch reduzieren. Wir haben die Autorschaft für unser Leben und können entscheiden, ob wir uns unsere Zukunft hinreichend gut oder farbig ausmalen oder eben schwarz und unheilvoll. Es gibt Momente in unserem Leben, da geht alles ganz leicht und wie von selbst, wir sind im „Flow“, so der Begriff, den der tschechische Psychologe Mihály Csíkszentmihályi geprägt hat. Das bedeutet, dass verschiedene zusammenhängende Qualitäten unseres Seins im Gleichklang sind. In der modernen Forschung spricht man auch von Herzkohärenz. Es wirken zum Beispiel Gedanken, Emotionen und unser Verhalten stimmig zusammen. Oder auf der Körperebene geschieht es, dass Nervensystem, Hormonsystem und Immunsystem, Herz und Gehirn, kooperativ, miteinander verbunden und in harmonischer Resonanz miteinander sind und sich reibungsfrei koordinieren. Wir Menschen streben danach, uns wohl zu fühlen, leider gerne, indem wir unangenehme Gefühle versuchen zu vermeiden oder sie schnellstmöglich loswerden wollen. Die scheinbar effektivste Strategie sie loszuwerden, besteht darin, sie zu verdrängen. Da Emotionen aber Lebensenergieträger sind, stellen wir mit den Emotionen, die wir nicht fühlen wollen, auch unsere Lebensenergie vor die Türe. Es entsteht ein unbewusster, innerer Kampf:
Was zu uns gehört, kämpft darum, bei uns einen Platz zurückzuerobern. Weil wir diesen Teil aber ausblenden wollen, wenden wir viel Kraft auf, um ihn aus unserem Bewusstsein fernzuhalten. So haben wir einen beständigen Energiefresser in unserem System. Unangenehme Gefühle weisen uns auf verletzte oder übergangene Bedürfnisse hin und können uns eigentlich hilfreich dabei sein, zu entdecken, welches Bedürfnis wir eigentlich gehabt hätten, um es sodann als Wunsch mitzuteilen. Wissen wir genauer, was uns stört, können wir es auch ändern. Da aber länger anhaltende emotionale Reaktionen sich selbst verstärken, führt dies zu antrainierten festen Reaktionsmustern in uns, die uns nicht bewusst sind und sich nicht mehr ganz so leicht auflösen lassen.
Gleichzeitig beeinflussen diese immer wiederkehrenden Reaktionsmustern unsere Wahrnehmung, unsere Gedanken und unsere Emotionen und bilden eine Art selbstverständlicher „Wirklichkeit“. Wir haben also eine unbewusste Unfähigkeit entwickelt, ohne es zu wissen. Damit können wir aber auch nichts an ihr ändern, wir haben keinen handelnden Zugriff darauf, weil nicht mehr bewusst. Sobald sie jedoch aus ihrer unbewussten Unfähigkeit eine bewusste Unfähigkeit machen, indem sie ihre Gefühle aus der Vergangenheit, die Ihr aktuelles Verhalten und Ihre momentanen
Gefühle beeinflussen, bewusst machen, könnten Sie das automatisierte Reaktionsmuster wieder verflüssigen und durch ein neues Verhalten und damit auch durch andere Gefühlserlebnisse zu ersetzen. Emotionen und damit verbundene Gedanken lösen eine Kaskade von physiologischen Prozessen im Körper aus: Der Muskeltonus steigt, wir erröten, wir schwitzen, Herzfrequenz und Atemrhythmus verändern sich. Das heißt, sie erregen das Nervensystem und als Folge auch das Immunsystem, in hartnäckigeren Situationen wird dann auch das Immunsystem in Mitleidenschaft gezogen. Wir können den Prozess umdrehen: Wir können lernen, auf negativ besetzte Reize mit neuen, positiveren Reaktionsmustern zu reagieren. Gelingt es uns, dies öfter zu wiederholen, etablieren wir neue Gefühle, neue Reaktionen, neue Befindlichkeiten, neue Umgangsformen, die die Art unserer Hormonausschüttung verändert.

Das Feld, auf dem sich unsere Emotionen austragen, ist der Körper. Unser emotionales Gehirn, also das sogenannte limbische System ist unserem Körper viel näher, als dem Gehirn, in dem unser Verstand sitzt. Unsere Emotionen werden über zwei wichtige Körpersysteme in den Körper transportiert: das autonome Nervensystem (ANS), auch vegetatives Nervensystem genannt und das Hormonsystem. Das autonome Nervensystem ist der Teil unseres Nervensystems, der ohne unser bewusstes Zutun, 24 Stunden am Tag, nahezu sämtliche Prozesse in unserem Körper reguliert und so unser Überleben sichert. Es besteht aus zwei Linien: Sympathikus und Parasympathikus. Während der Sympathikus grob gesagt für Aktivität zuständig ist, und auch bei Stress die Kampf- oder Fluchtreaktion steuert, hat der Parasympathikus die Aufgabe, für Erholung zu sorgen und neue Energie verfügbar zu machen. Der Parasympathikus reguliert deshalb auch unsere Verdauung. Das Hormonsystem produziert je nach emotionaler Lage unterschiedliche Hormone. Die wichtigsten Stress-hormone sind Adrenalin und Cortisol. Wenn wir uns wohl fühlen, wenn es uns gut geht, werden vermehrt das Sexualhormon Dehydroepiandrosteron (DHEA) und Oxytocin ausgeschüttet. Die Stresshormone Adrenalin und Cortisol sind für unser Überleben zwingend notwendig. Dauerhaft zu viel davon in unserem Blutkreislauf schadet jedoch langfristig unserer Gesundheit. DHEA und Oxytocin hingegen fördern unsere Gesundheit. Als Glückshormone werden umgangssprachlich Hormone oder Neurotransmitter bezeichnet, die Wohlbefinden oder Glücksgefühle hervorrufen können. Die bekanntesten sind Dopamin, Serotonin und Endorphin. Weitere heißen Noradrenalin, Phenethylamin und Oxytocin. Die bekanntesten Hormone, die der Körper bei Stress freisetzt, sind Noradrenalin, Adrenalin und Cortisol. Noradrenalin und Adrenalin gehören zum sog. sympathoadrenomedullären System. Dieses System aktiviert sich sofort, wenn der Mensch einem Stressfaktor ausgesetzt ist.

Es gibt also genügend Anhaltspunkte dafür, dass emotionale Zustände und die Qualität zwischenmenschlicher Beziehungen Auswirkungen auf den Hormonhaushalt haben. Wache, mitfühlende Präsenz und das innere Halten eines unterstützenden Raumes wirken sich wiederum positiv auf das emotionale Wohlbefinden aus und beeinflussen somit indirekt den Hormonhaushalt. Unsere Fähigkeit, in einem Zustand von innerer Balance und Flow zu bleiben, wird bestimmt von unserer Fähigkeit, unsere eigenen Emotionen zu regulieren und Energieabfluss zu beenden. In einem Zustand von Kohärenz sind Herz, Geist, Emotionen und Körper in harmonischer Ordnung und im Gleichklang. Es geht darum, die innere Haltung zu den Stressquellen und unsere innere Interpretation zu ändern, destruktive Reaktionsmuster zu durchbrechen und bewusst zu wählen, wie wir auf eine stressauslösende Situation reagieren. Dabei kann die Atmung auf den Herzrhythmus Einfluss nehmen. Atmung und Herzrhythmus sind eng miteinander verbunden. Bei der Einatmung steigt die Herzfrequenz, bei der Ausatmung sinkt sie wieder. Aus der Forschung wissen wir, dass unangenehme Emotionen wie Frust und Ärger zu einem inkohärenten oder gar chaotischen Muster im Herzrhythmus führen. Durch die enge Verbindung zwischen Herz und Gehirn schränkt Inkohärenz die
Fähigkeit des Gehirns ein, Informationen zu verarbeiten. Wir können uns aber auch die Herz-Gehirn-Kommunikation zu Nutze machen und kohärente, sowie harmonische Signale vom Herz aus zum Gehirn senden. Hier beispielhaft eine Möglichkeit, die über den Atem führt: Stellen Sie sich vor, Sie atmen über das Herz ein und aus. Atmen sie verbrauchte Energie aus, atmen sie frische Energie ein; atmen sie Anspannung aus und atmen sie Leichtigkeit ein; atmen sie Sorge und Angst aus und atmen sie Vertrauen und Dankbarkeit ein; atmen sie Mitgefühl aus und atmen sie Selbstmitgefühl ein. Stellen Sie sich vor, wie über das Ein- & Ausatmen, ihr Organismus, ihr Körper mehr und mehr sich mit Licht und Liebe füllt. Diese Übung macht zweierlei: Sie öffnet unser System für das Außen und löst somit die Einkapselung auf, die bei Stress immer eintritt (Tunnelblick).
Durch die positiven Impulse und die Atmung beruhigt und entspannt sie unser System und lässt positive Bilder aufsteigen, die die Zukunft wieder als erstrebenswert und uns rufend erstrahlen lassen. Bindung, Selbstkontakt sowie Sicherheitserleben sind zentrale Grundvoraussetzungen, um den Herausforderungen des Lebens auf gesunde Art und Weise zu begegnen. Bindungsbasierte Körperpsychotherapie ist ein kompliziertes Wort, aber im Grunde basiert sie auf genau diesen, wesentlichen Prinzipien:

  • Verbindung zu uns Selbst und Anderen schafft Sicherheit.
  • Sicherheit erzeugt Entspannung, Klarheit und Selbstregulation auf körperlicher und emotionaler Ebene.
    Bindungsfähigkeit und die annehmende, liebevolle Selbstbeziehung zum eigenen Körper stärken also Ihre Widerstandsfähigkeit. Körperliche und emotionale Gesundheit in herausfordernden Lebenssituationen aufrechterhalten zu können, wird auch Resilienz genannt.

Artikel bei raum & zeit

22. Juni 2024 / Joachim Armbrust


"Resilienz und Weisheit" von Joachim Armbrust in "Natur und Heilen"

Artikel "Resilienz und Weisheit" Autor Joachim Armbrust, in "Natur und Heilen" Juni 2024, in der Rubrik "Zu guter letzt"

2. Juni 2024 / Joachim Armbrust


ältere Beiträge